Wo bleibt der lebendige, aufsässige Geist?

Konzerthaus Berlin: Kurt Weills und Georg Kaisers »Der Silbersee« konzertant beim Festival »Mythos Berlin«

  • Stefan Amzoll
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Mythen verlangen danach, wie Nüsse geknackt zu werden. Und seien deren Schalen Wällen gleich, die es zu durchbohren gilt. In der Oper von Kurt Weill und Georg Kaiser rumoren die »Zwanziger«. Darin »lebt« deren Wirklichkeit. Auch der Film »Mutter Krausens Fahrt ins Glück«, markierend die zahllosen Fensterstürze hinab in den Unrat Berliner Hinterhöfe, letzte Entschlüsse, sich aus dem Elend zu erlösen, wurde im Konzerthaus gezeigt. Die Fassade muss bröckeln. Der Blick gehört hinter die Dinge. Musik kann ungleich mehr als bloß zu gefallen. Sie ist allemal zukunftstüchtig.

»Der Silbersee« (1932/33) fällt in Mutter Krausens Glückszeit. Jene kapitalistisch verbockte Weltwirtschaftskrise nistet darin. Nicht deren Strukturen, wie sie Brecht in der »Heiligen Johanna« oder im »Ui« untersucht. Die Oper erkundet vielmehr, welch Elend und Unglück die Menschen hierdurch befiel. Unentrinnbar ihr Abstieg. Wo ist der Schmied des Glückes? Auf de...


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