Die Jäger kommen aus Wolfsburg

Hecht will mit Mannheim den Eishockeytitel

  • Thomas Lipinski, Mannheim
  • Lesedauer: 3 Min.

An das Ende seiner beeindruckenden Karriere will Jochen Hecht noch gar nicht denken. »Eishockey hat mir schon lange nicht mehr so viel Spaß gemacht wie zurzeit«, sagt der Star der Adler Mannheim. Bevor der 37-Jährige im nächsten Jahr seine Schlittschuhe an den Nagel hängt, will er noch einmal deutscher Meister werden - möglichst schon in drei Wochen.

»Natürlich sind wir als Favorit die Gejagten«, sagt der ehemalige NHL-Profi, der am Freitag mit Mannheim ins Playoff-Halbfinale gegen Grizzly Adams Wolfsburg startet. Der mögliche Finalgegner wird zwischen Titelverteidiger ERC Ingolstadt und der Düsseldorfer EG ermittelt. Der Hauptrundensieger der Deutschen Eishockey Liga (DEL) will nach acht Jahren endlich wieder den Titel gewinnen - und Hecht soll dabei maßgeblich helfen. Die geballte Erfahrung aus 14 Jahren NHL mit 892 Spielen und 200 Toren bringt der Ex-Nationalspieler ein. Und das Wissen, was in der entscheidenden Saisonphase zählt. »Playoffs sind vor allem Kopfsache«, betont Hecht, »es geht darum, dass der Gegner am Ende mehr Fehler macht.«

Auch wenn er mit den St. Louis Blues, Edmonton Oilers und Buffalo Sabres nie den Stanley Cup gewinnen konnte, weiß der gebürtige Mannheimer, wie man Titel holt. Als er 1998 sein Nordamerika-Abenteuer begann, flog er als zweimaliger deutscher Meister in die USA. Es war die Zeit, als die Adler das deutsche Eishockey dominierten und als FC Bayern der Puck-Branche galten.

Seitdem krönten sich die Mannheimer nur noch dreimal zum Champion - viel zu wenig nach eigenem Verständnis. Seit dem Umzug in die neue, hochmoderne Arena ging der Silberpokal der DEL gar nur einmal nach Mannheim, 2007. Für den Klub, nicht zuletzt dank der Millionen des Mäzens Dietmar Hopp bis zum Einstieg des Red-Bull-Konzerns in München unumstrittener Branchenführer, ein unhaltbarer Zustand.

Hecht, der im Viertelfinale gegen die Nürnberg Ice Tigers mit sieben Punkten in fünf Spielen glänzte, soll ein entscheidender Faktor sein. Ein anderer ist Trainer Geoff Ward. Der Kanadier, sieben Jahre lang bei den Boston Bruins in der NHL Co-Trainer, meidet zwar das Wort »Meister«, arbeitet aber zielstrebig auf den siebten Titel für Mannheim hin. Seinen Spielern lässt der 52-Jährige viele Freiräume, gab ihnen in der Woche nach dem Halbfinaleinzug drei Tage frei, seine Worte sind klar und deutlich. »Bei manchen Trainern sitzt man sich 20 Minuten den Arsch platt. Bei ihm weißt du sofort, was los ist«, sagt Nationalspieler Ronny Arendt. Die wichtigste Botschaft: Wir sind stark, wir schauen nur auf uns.

Die Spieler haben dieses Selbstbewusstsein verinnerlicht. »Wolfsburg interessiert mich überhaupt nicht«, sagt Kapitän Marcus Kink: »Ich weiß auch, dass sie stark sind. Aber wer wo spielt, ist mir egal.« Mannheim, mit 107 Punkten überlegener Hauptrundensieger, ist so stark besetzt wie kein anderes Team. SID

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