USA-Präsident George W. Bush hat es vor einigen Jahren vor laufenden Kameras vorgemacht: Slovenia? Slovakia? Slowenien ist der ständigen Verwechslung mit anderen Ländern überdrüssig und sucht derzeit nach neuem Logo und Slogan, die dem kleinen Land zu besserer Wiedererkennbarkeit in der Weltöffentlichkeit verhelfen sollen.
Slowenien? Das amerikanische Architektenehepaar auf der Kreuzfahrt bei Belize weiß sofort Bescheid. Das liegt irgendwo zwischen Aserbaidschan, Georgien und Armenien! Tomaz Sporn schüttelt den Kopf. Der Student aus Ljubljana, der gerne mit dem Rucksack andere Kontinente erkundet, hat sich längst schon daran gewöhnt, dass seine Heimat falsch eingeordnet oder oft verwechselt wird. Das sei ihm auch schon in England oder Norwegen passiert, sagt er.
Dass sich nicht nur Urlaubsbekanntschaften einen geografischen Fauxpas leisten, hat auch USA-Präsident George W. Bush vor einigen Jahren bewiesen, als er Slowenien und die Slowakei verwechselt hat. Ein niederländischer Diplomat klagte beim Besuch der kroatischen Provinz Slawonien über das kriegszerstörte Slowenien und eine US-Zeitschrift platzierte in einer Infografik anstelle Sloweniens die Slowakei an der Adria. Und hätten nicht beide Länder so wenige international siegreiche Sportler, würden Hymnen und Flaggen wohl in Serie verwechselt.
Damit soll nun endlich Schluss sein. Die Umbenennung des ganzen Landes, um es unverwechselbarer zu machen, steht nicht zur Debatte. So muss es ein Wettbewerb richten, in dem landesweit nach einem neuen Slogan und einem neuen Landeslogo gefahndet wird. Nach Ende der Ausschreibungsfrist hofft man in Ljubljana auf gute Vorschläge en masse. Slowenien soll auf der europäischen und globalen Landkarte endlich besser platziert werden, sagt Livia Kovac-Kostantinovic von der slowenischen Tourismuszentrale.
Einige Anläufe gab es bereits: »Auf der Sonnenseite der Alpen« hieß der touristisch ausgerichtete Slogan, der in den 90er Jahren verwendet wurde. Im Zuge des EU-Beitritts wurde ein neuer Spruch gewählt. »Slowenien belebt!« Nun ist die EU-Aufwärmphase vorbei. Slowenien gilt als Musterknabe der neuen Mitgliedsländer. Euro-Einführung und Beitritt zum Schengen-Raum stehen im kommenden Jahr ins Haus. Dazu passe ein neuer Slogan. Dieser sollte sich nicht nur auf den Tourismus beziehen, sondern alle Seiten des Landes widerspiegeln, erklärt Livia Kovac-Kostantinovic.
Unterstützung aus der Slowakei für die slowenischen Bemühungen wird es nicht geben: Mit einer vernünftigen Außenpolitik werde man langfristig wieder besser erkennbar in der Welt, hieß es in Bratislava. Das Ganze brauche jedoch seine Zeit, so die Pressestelle der slowakischen Regierung. Das Namensproblem wird durch die Staatsflaggen noch erschwert: Ob slowenisch oder slowakisch, die Anordnung der slawischen Farben Weiß, Rot und Blau ist gleich, den Unterschied macht nur ein kleines Wappen aus, das just auch noch fast an der gleichen Stelle prangt. Die Slowenen haben den Triglav-Berg, die höchste Erhebung des Landes, ins Wappen aufgenommen, die Slowaken wählten gleich drei Berge und garnierten sie mit dem byzantinischen Doppelkreuz.
So amüsant die Sache mit dem Wettbewerb auch ist, im Kern geht es dem mit zwei Millionen Einwohnern eher kleinen Land vor allem um die Suche nach einer eigenen Identität. Jahrhundertelang waren die Slowenen Teil der von Wien und Budapest aus regierten K.u.K.-Monarchie. Nach dem 1. Weltkrieg wurden sie Teil des jugoslawischen Vielvölkerstaates.
Seit 15 Jahren hat das Volk nun erstmals in der Geschichte einen eigenen Staat und kann seine Sprache, Slowenisch, intensiv pflegen. Noch seien die Slowenen nicht mit ihrer jüngsten Vergangenheit im Reinen und hätten sich die Frage nach der nationalen Identität nie allzu ernsthaft gestellt, schreibt die slowenische Tageszeitung »Dnevnik«. Daher sei auch die Wahl eines nationalen Symbols, das der slowenischen Identität entspreche, so kompliziert. Ist es wirklich der Berg Triglav, der jetzt schon das Wappen ziert? Oder ein Heustadel? Oder etwa die Krainer Wurst? Der Wettbewerb wird Antworten auf diese Fragen finden.
Englischsprachige Wettbewerbsausschreibung im Internet unter:
http://www.uvi.si/slo/urad/razpisi/natecaj-za-simbol-slovenije/Call_for_entries.doc
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.