Rahnsdorfer zeigen Gesicht

Willkommensbündnis will mit Plakataktion Flüchtlinge begrüßen

  • Wolfgang Weiß
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Juni soll im Köpenicker Ortsteil Rahnsdorf eine weitere Flüchtlingsunterkunft entstehen. Engagierte Bürger und Bürgerinnen wollen schon frühzeitig klar machen: Flüchtlinge sind hier Willkommen.

Die Buchhandlung »Vielseitig« am Püttbergeweg 3 an der Kreuzung zur Fürstenwalder Allee im Treptow-Köpenicker Ortsteil Rahnsdorf, besitzt einen besonderen Anziehungspunkt. Hier können sich Interessierte und Unterstützer Plakate im A-4-Format abholen, auf denen nun schon 150 Einwohner aus den Ortsteilen Rahnsdorf, Hessenwinkel und Wilhelmshagen mit ihrem Konterfei für ein friedliches Miteinander und eine Willkommenskultur für Flüchtlinge und Asylbewerber eintreten.

Die Aktion »Rahnsdorf hilft«, so die Kiezpatin Karin Zehrer, SPD-Abgeordnete in der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick, gegenüber dem »nd«, war als Reaktion auf Proteste gegen eine geplante Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Hessenwinkel ins Leben gerufen worden.

Unter der Schirmherrschaft von Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) entwickelten die Kiezpaten Karin Zehrer und Karsten Weser sowie die Regionalkoordinatorin für Köpenick-Nord Sylvia Nietzold und der Integrationsbeauftragte des Stadtbezirkes Gregor Postler im Herbst vergangenen Jahres eine originelle Idee. Anwohner der drei Ortsteile, die sich ausländerfeindlichen Bestrebungen entgegenstellen und stattdessen für ein verständnisvolles Miteinander eintreten und Menschen in Not Willkommen heißen, konnten auf Plakaten dafür ihr Gesicht zeigen. Von Anfang an hatten die Initiatoren der Aktion klare Regeln aufgestellt, informierte Karin Zehrer. So sollte ein Plakat erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn mindestens 30 Personen sich dazu bereit erklärt haben. Das sei anfangs sehr schwierig gewesen, so die Kiezpatin.

Die entsprechenden Bilder wurden weder mit Namen noch mit Funktionen oder der Parteizugehörigkeit versehen, um die Unterstützer der Aktion nicht angreifbar für Rechtsextreme zu machen, ergänzte Karsten Weser. »Keiner soll sich ungeschützt fühlen.« Er hatte im Köpenicker Allende-2-Viertel schon entsprechende Erfahrungen machen müssen. Für die eingesandten Porträtbilder sei jeder selbst verantwortlich, egal ob vom Handy, aus dem Urlaub oder in schwarz-weiß.

Die Aktion, deren vierte Plakatauflage Mitte Februar mit 150 Porträts erfolgte, werde auf jeden Fall weiter geführt, betonte Karin Zehrer. Sie sei eine scharfe Waffe gegen rechte Demagogen, deren Zahl zu schrumpfen beginne. Noch seien auf dem verkleinerten A-4-Format, das an vielen Stellen in den drei Ortsteilen aushinge, noch einige wenige Plätze frei.

Sollten sich jedoch mehr Anwohner melden, könne man auch das Format wieder ändern. Wenn im Juni, wie geplant, die Gemeinschaftsunterkunft für rund 150 bis 200 Flüchtlinge und Asylbewerber an der Fürstenwalder Allee 364 eröffnet wird, sollen die künftigen Bewohner auch mit diesen Plakaten begrüßt werden.

Um die ganze Aktion auf möglichst unabhängige und seriöse Füße zu stellen, würden keine politischen Aussagen getroffen. »Wir sagen einfach nur Willkommen.«

Plakatfotos unter www.facebook.com/RahnsdorfHilft oder kiezpate@ba-tk.berlin.de

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