Hymne auf die Vogelscheuche

Zum Tod von Günter Grass

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 7.0 Min.

Seine Literatur roch gern am Verderblichen. Hörte gern das Verrauschende. Schmeckte gern das Verträgliche. Sah gern das Vergängliche. Fühlte gern das Verzeihliche. Sagte gern das Vergebliche. Günter Grass recherchierte lebenslang an einer Unfallstelle: Deutschland. Sein Thema waren jene Übergänge, an denen Gut und Böse, Rechts und Links, Fortschritt und Reaktion, Gleichgültigkeit und Fanatismus sich mischen. Sein Werk schärft den Blick dafür, dass Historie, diese vergebliche Sinngebungsübung im unendlich gleichgültigen Meer von Raum und Zeit, zersplittert ist in Geschichten. Denn nur immer wieder im Detail, im konkreten Fleisch und Blut und Geist, ist zu erforschen, inwieweit Menschen Ausdruck von Bedingungen ihrer Zeit sind, inwiefern sie auf diese Weise Möglichkeiten von Leben entdecken, aber zugleich immer auch bestohlen werden um Möglichkeiten von Leben. Sich entdecken, sich bestehlen. In ihrer Vielzahl ergeben diese Geschichten...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.