Im Schatten von Pücklers Areal

Wegen mangelnder Finanzierung droht dem Kromlauer Park in Sachsen der Verfall

  • Steffen Schreiber, Kromlau
  • Lesedauer: 3 Min.
An der polnischen Grenze liegt ein einzigartiges Kulturdenkmal im Dornröschenschlaf. Die Gemeinde kann den Unterhalt des Kromlauer Parks nicht mehr bezahlen. Aber der Bürgermeister hat eine Idee.

Mystisch sieht es aus, wenn sich bei Windstille die steinerne Rakotzbrücke im darunterliegenden See spiegelt. Oft wurde das rund 150 Jahre alte Wahrzeichen des Kromlauer Azaleen- und Rhododendronparks in Fotos und Filmen festgehalten. Doch die imposante Bogenbrücke aus Feldsteinen droht zu zerfallen - genau wie der Rest von Deutschlands größtem Rhododendronpark nahe der polnischen Grenze.

»Wir stehen im Schatten des nahe gelegenen und bekannteren Fürst-Pückler-Parks in Bad Muskau«, benennt der Bürgermeister der Gemeinde Gablenz, Dietmar Noack, das Problem. Während umfangreiche Fördermittel an die Stiftung des 2004 zum Weltkulturerbe erklärten Pückler-Parks fließen, geht das Areal im Ortsteil Kromlau meist leer aus. »Leider ist es bisher nicht gelungen, Synergien zwischen dem Kromlauer- und dem Pückler-Park zu schaffen«, kritisiert der SPD-Bundestagsabgeordnete Thomas Jurk.

Zwar gab es 2014 Fördermittel in Höhe von 600 000 Euro, um das marode Schloss zu sanieren. Doch den 150 Hektar großen Park muss die 1600- Seelen-Gemeinde nahezu ausschließlich aus eigener Kraft sowie wenigen Privat- und Firmenspenden bewirtschaften. Jährlicher Kostenaufwand für die Pflege der Bäume und Rhododendronsträucher: 95 000 Euro.

»Eine unmögliche Aufgabe«, sagt Noack. Seine Idee zur Lösung des Problems: Parkteile zum Waldgebiet zu ernennen. Damit würde die Gemeinde zumindest die Versicherungskosten sparen. Die Mitte des 19. Jahrhunderts im Auftrag eines Gutsbesitzers angelegte Rhododendren-Freilandanlage würde aber dann verwildern.

Alternativen wie Eintrittsgeld hat Noack bereits verworfen. Dazu sei eine komplette Einzäunung notwendig, die sei aber nicht machbar, da eine Straße durch das Areal führt. »So gern wir unseren Park erhalten wollen, mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln ist das nicht zu schaffen.«

Der Verfall des 171 Jahre alten Parks wäre ein großer Verlust, wie Siegfried Sommer von der Deutschen Rhododendrongesellschaft erklärt. Kromlau zähle nicht nur wegen des Bestandes zu den bedeutendsten deutschen Landschaftsparks, viele Bäume haben aus botanischer Sicht auch Seltenheitswert - etwa ein einzigartiger Tulpenbaum aus dem 19. Jahrhundert.

So schön die alten Bäume im Park sind - Bürgermeister Noack bereiten sie Kopfzerbrechen. Er sorgt sich um die Sicherheit der Besucher. »Das Totholz in den Baumwipfeln entlang des etwa 13 Kilometer langen Wegenetzes kann gefährlich werden.« Zum Entfernen der alten Äste brauche es Technik und Fachkräfte. Noack schätzt, dass allein das Freischneiden der Hauptwege über 10 000 Euro kosten würde. Für die Restaurierung der Baudenkmäler sieht er einen hohen sechsstelligen Betrag auf sich zukommen.

»Wir brauchen ein langfristiges Finanzierungskonzept, damit wir den Park als wichtiges Kulturerbe unserer Region erhalten können«, mahnt Noack. Ein Treffen von Politikern, Vertretern der Denkmal- und Forstbehörden sowie der Arbeitsagentur zur Zukunft des Parks Anfang April macht ihm Hoffnung. Erste Zusagen wurden laut Noack gemacht, etwa für die Wegesicherung - aber Zusagen für konkrete Summen gab es noch nicht. Noack wünscht sich, dass zu Pfingsten eine Lösung in Sicht ist, »wie wir den Zauber dieses Ortes für die Nachwelt erhalten können«. dpa/nd

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