Auch in Uruguay bangen nun die Ex-Militärs

Erstmals Verfahren zu Verbrechen der Diktatur

  • Jürgen Vogt, Buenos Aires
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.

Nun passiert es auch in Uruguay: Zum ersten Mal müssen sich ehemalige Militärs und Polizisten wegen während der Diktatur begangener Menschenrechtsverbrechen vor Gericht verantworten.

Richter Luis Charles verurteilte sechs frühere Offiziere und zwei Polizisten zu einer Gefängnisstrafe. Die Begründung und die Höhe der Buße wird er zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben, berichtete die uruguayische Tageszeitung »El País«. Eigentlich hätte Luis Charles am Montag neun Angeklagten seine Entscheidung mitteilen sollen. Aber der Ex-Militär Rodríguez Buratti hatte sich seiner Festnahme entzogen. Als er am Sonntag von der Polizei abgeholt werden sollte, sei er in seine Garage gegangen und habe sich erschossen, teilten die Behören mit. Die verbleibenden acht Angeklagten wurden der Bildung einer kriminellen Vereinigung und der Freiheitsberaubung betreffs der während der Militärdiktatur Verschwundenen Adalberto Soba und Alberto Mechoso für schuldig befunden. Beide waren 1976 durch eine gemeinsame Aktion von argentinischen und uruguayischen Militärs verschleppt worden. Bis auf einen der Angeklagten liegt wegen der so genannten Operation Kondor für jeden ein Auslieferungsantrag aus Buenos Aires vor. Begleitet vom Applaus von Menschrechtlern und auch von Eierwürfen, wurden die Verurteilten nach dem Richterspruch ins Gefängnis gefahren. »Es ist nicht viel, aber es ist ein guter Anfang«, meinte Alberto Mechoso, der Sohn des Verschwundenen. Seit der Amtsübernahme des linken Präsidenten Taberé Vásquez im März 2005 ist der Druck, Menschenrechtsverbrechen verfolgen zu lassen, gestiegen. Bisher waren alle Untaten der Militärs wegen einer 1986 erlassenen Amnestie straffrei geblieben. Mitte der 70er Jahre erlangte Uruguay traurige Berühmtheit als »Folterkammer Lateinamerikas«. Insgesamt 40 000 Menschen wurden während der Diktatur verhaftet, die meisten gefoltert und viele ermordet. Über den Verbleib von knapp 200 Personen gibt es bis heute keine Gewissheit. Die Militärs übernahmen am 27. Juni 1973 die Macht. Im Februar 1985 fand...

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