»Menschen, die nicht liebten«

Reed Gračev - ein russischer Schriftsteller wird wiederentdeckt

  • Irmtraud Gutschke
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Den Vornamen Reed gab ihm seine Mutter, weil sie John Reed verehrte, der über die Oktoberrevolution »Zehn Tage, die die Welt erschütterten« geschrieben hatte. Seinen Vater lernte Reed Gračev - auszusprechen Gratschow - nie kennen, Mutter und Großmutter sind im Januar 1942 während der Blockade Leningrads in ihrer Wohnung verhungert. Der Junge überlebte, weil ihn die Großmutter Ende Mai/Anfang Juni 1941 in einen Kindergarten gab, der bald darauf in die Sommerfrische fuhr. Da war er noch nicht einmal sechs Jahre alt. Als der Krieg ausbrach, wurden die Kinder weiter nach Osten evakuiert. Am Leben zu bleiben, hieß für ihn, in Kinderheimen aufzuwachsen. Wie schmerzlich das war, wird in einigen Erzählungen dieses Bandes spürbar. Erziehung im Kollektiv - wenig Liebe. Das hat Reed Gračev auch später beschäftigt, als er schon zum Schriftsteller herangewachsen war. Er war zu dem Schluss gekommen, »dass die Liebe die Menschen um mich ...


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