Serienkiller wie Grenouille

Das Parfüm von Tom Tykwer - ein Interview mit Hauptdarsteller Ben Whishaw

»Ben Whishaw hat uns den Arsch gerettet«, das bekannte Regisseur Tom Tykwer (»Lola rennt«), bei der Premiere von »Das Parfüm« in München und Berlin. In der Adaption des meistverkauften deutschen Romans der Nachkriegszeit übernahm der Brite die Hauptrolle des Serienkillers Grenouille. Nach seiner Ausbildung an der Royal Academy of Dramatic Arts war Whishaw bald ein gefragter Schauspieler auf Londons Bühnen. In Trevor Nunns Version von »Hamlet« spielte er die Titelrolle. Katharina Dockhorn hat mit Ben Whishaw gesprochen.

ND: Sind Sie mit den Reaktionen auf die Premieren in München und Berlin zufrieden?
Whishaw: Ich kann das gar nicht abschätzen, weil ich viel zu wenig Erfahrung mit Filmpremieren habe. Wenn ich in London als Hamlet oder jetzt in einer Tschechow-Inszenierung auf der Bühne stehe, spüre ich den Atem des Publikums und kann genau sagen, ob es dem Stück und mir folgt oder sich langweilt. Beim Film dagegen bin ich nie so sicher.

Mögen Sie die Bühneatmosphäre mehr?
Noch fühle ich mich auf der Bühne wohler, weil ich mehr Erfahrungen habe. Die kreative Zusammenarbeit mit Tom Tykwer, die mich sehr befriedigt hat, hat mich neugierig auf den Film gemacht. Ich will unbedingt mehr drehen.

Was war so speziell an der Arbeit mit Tom Tykwer?
Die Arbeit am Filmset kann für Schauspieler eine ziemlich frustrierende Erfahrung sein, denn sie sind völlig vom Regisseur abhängig. Wenn sie die Szenen nicht mit dem Regisseur erarbeiten können, weil der vielleicht selbst nicht so genau weiß, welche Anforderungen er stellen will, oder das Buch keine gute Textgrundlage bietet, bleibt das Gefühl, dass man seinen Job bestmöglich machen wollte, dies aber gar nicht verlangt wurde. Mit Tom war es eine geniale Zeit. Wir haben sehr offen und ernsthaft unsere Gedanken über die Figur ausgetauscht. Auch beim Dreh war er immer an meiner Seite und hat mir ein Feedback gegeben. Das war ungeheuer wichtig, um ein Gefühl für Grenouille zu entwickeln.

Kannten Sie die Filme von Tom Tykwer schon bevor er sie angesprochen hat?
Vor dem Casting hatte ich nur »Lola rennt« gesehen. Ich war dabei sehr reserviert, obwohl ich gespürt habe, dass Bernd Eichinger und Tom Tykwer besessen waren, mich spielen zu sehen und mich besetzen wollten. Überzeugt haben mich dann das Drehbuch und die anderen Filme von Tom. Ich bin ein richtiger Fan von ihnen geworden. Durch die Filme und die Zeit, die ich mit ihm verbracht habe, kann ich auch genau sagen, dass er diesen Film machen musste.

Das Buch galt lange als unverfilmbar. Hatten Sie solche Bedenken?
Bis das Projekt grünes Licht bekam hatte ich Angst, dass die Geschichte nicht auf der Leinwand funktionieren könnte, weil der Stoff zu düster ist. Ich fand es aber Wert, das Risiko einzugehen. Wobei ich nicht die Einschätzung teilte, dass ein Roman über Gerüche nicht verfilmbar ist. Ich hatte Angst, weil die Figur so einsam und isoliert ist. Grenouille ist kein soziales Wesen und hat keine Verbindung zu anderen Menschen. Der Zuschauer muss ihm in die Landschaft seiner Gedanken folgen und dies schien mir im Roman einfacher zu lösen zu sein als im Film.

Gehen Sie gerne Risiken ein?
Ich mag das Risiko. Ich suche ständig nach neuen Herausforderungen und möchte mich selber überraschen. Das muss ich auch. Ich habe in den vergangenen Jahren stets einen bestimmten Typ gespielt und das befriedigt mich nicht. Es waren nicht unbedingt Serienkiller wie Grenouille. Aber auch Hamlet ist ein introvertierter, einsamer Mensch mit einem existenziellen Problem. Da sehe ich schon eine Verbindung zu Grenouille. Diese Seite der menschlichen Seele konnte ich jetzt erforschen. Jetzt sollte es ein Ende haben, denn es wird dann irgendwann auch ungesund, wenn man davon besessen wird.

Was war es für ein Gefühl, mit Dustin Hoffman und Alan Rickman vor der Kamera zu stehen?
Ich hatte ein bisschen Angst vor der Begegnung mit Dustin Hoffman. Das hat nichts mit seiner Persönlichkeit zu tun. Es erschien mir einfach nur surreal mit einer Ikone zu arbeiten, die mein Aufwachsen auf der Leinwand begleitet hat. Er hat mir die Angst schnell genommen. Er ist ein großartiger Schauspieler, sehr offen, großzügig und uneigennützig. Er will nichts anderes, als mit dir zu spielen. Es war auch unglaublich zu beobachten, dass er sich scheinbar gar nicht vorbereitet. In den Pausen erzählt er Anekdoten und reißt Witze. Wenn Tom dann rief, war er jedoch sofort in der Szene.

Hatten Sie sich auch mit dem Roman vorbereitet?
Ich habe nur wenig über die Zeit gelesen. Während der Vorbereitung habe ich den Roman immer wieder zur Hand genommen und neue Details entdeckt. Irgendwann hat Tom mich gebeten, ihn aus der Hand zu legen und mich auf das Drehbuch zu konzentrieren. Das Wichtigste waren aber die Gespräche mit Tom. Wir haben viel über das Aussehen, die Haltung und den Gesichtsausdruck von Grenouille diskutiert und dafür auch Tiere beobachtet. Wir fühlten beide, dass Grenouille ein ganzes Spektrum von mentalen Fehlfunktionen und Krankheiten hat, die auch den Autismus mit einschließen. Nach den Proben war klar, wie wir ihn gestalten wollen. Beim Dreh mussten wir dann kaum noch reden.

Trafen sie auch Patrick Süskind ?
Nein. Ich habe nur gehört, dass er sich nicht in den Film einmischen wollte. Ich bin mir jetzt auch nicht sicher, ob ich ihn treffen will. Dazu brauche ich vielleicht noch ein wenig Abstand.ND: Sind Sie mit den Reaktionen auf die Premieren in München und Berlin zufrieden?
Whishaw: Ich kann das gar nicht abschätzen, weil ich viel zu wenig Erfahrung mit Filmpremieren habe. Wenn ich in London als Hamlet oder jetzt in einer Tschechow-Inszenierung auf der Bühne stehe, spüre ich den Atem des Publikums und kann genau sagen, ob es dem Stück und mir folgt oder sich langweilt. Beim Film dagegen bin ich nie so sicher.

Mögen Sie die Bühneatmosphäre mehr?
Noch fühle ich mich auf der Bühne wohler, weil ich mehr Erfahrungen habe. Die kreative Zusammenarbeit mit Tom Tykwer, die mich sehr befriedigt hat, hat mich neugierig auf den Film gemacht. Ich will unbedingt mehr drehen.

Was war so speziell an der Arbeit mit Tom Tykwer?
Die Arbeit am Filmset kann für Schauspieler eine ziemlich frustrierende Erfahrung sein, denn sie sind völlig vom Regisseur abhängig. Wenn sie die Szenen nicht mit dem Regisseur erarbeiten können, weil der vielleicht selbst nicht so genau weiß, welche Anforderungen er stellen will, oder das Buch keine gute Textgrundlage bietet, bleibt das Gefühl, dass man seinen Job bestmöglich machen wollte, dies aber gar nicht verlangt wurde. Mit Tom war es eine geniale Zeit. Wir haben sehr offen und ernsthaft unsere Gedanken über die Figur ausgetauscht. Auch beim Dreh war er immer an meiner Seite und hat mir ein Feedback gegeben. Das war ungeheuer wichtig, um ein Gefühl für Grenouille zu entwickeln.

Kannten Sie die Filme von Tom Tykwer schon bevor er sie angesprochen hat?
Vor dem Casting hatte ich nur »Lola rennt« gesehen. Ich war dabei sehr reserviert, obwohl ich gespürt habe, dass Bernd Eichinger und Tom Tykwer besessen waren, mich spielen zu sehen und mich besetzen wollten. Überzeugt haben mich dann das Drehbuch und die anderen Filme von Tom. Ich bin ein richtiger Fan von ihnen geworden. Durch die Filme und die Zeit, die ich mit ihm verbracht habe, kann ich auch genau sagen, dass er diesen Film machen musste.

Das Buch galt lange als unverfilmbar. Hatten Sie solche Bedenken?
Bis das Projekt grünes Licht bekam hatte ich Angst, dass die Geschichte nicht auf der Leinwand funktionieren könnte, weil der Stoff zu düster ist. Ich fand es aber Wert, das Risiko einzugehen. Wobei ich nicht die Einschätzung teilte, dass ein Roman über Gerüche nicht verfilmbar ist. Ich hatte Angst, weil die Figur so einsam und isoliert ist. Grenouille ist kein soziales Wesen und hat keine Verbindung zu anderen Menschen. Der Zuschauer muss ihm in die Landschaft seiner Gedanken folgen und dies schien mir im Roman einfacher zu lösen zu sein als im Film.

Gehen Sie gerne Risiken ein?
Ich mag das Risiko. Ich suche ständig nach neuen Herausforderungen und möchte mich selber überraschen. Das muss ich auch. Ich habe in den vergangenen Jahren stets einen bestimmten Typ gespielt und das befriedigt mich nicht. Es waren nicht unbedingt Serienkiller wie Grenouille. Aber auch Hamlet ist ein introvertierter, einsamer Mensch mit einem existenziellen Problem. Da sehe ich schon eine Verbindung zu Grenouille. Diese Seite der menschlichen Seele konnte ich jetzt erforschen. Jetzt sollte es ein Ende haben, denn es wird dann irgendwann auch ungesund, wenn man davon besessen wird.

Was war es für ein Gefühl, mit Dustin Hoffman und Alan Rickman vor der Kamera zu stehen?
Ich hatte ein bisschen Angst vor der Begegnung mit Dustin Hoffman. Das hat nichts mit seiner Persönlichkeit zu tun. Es erschien mir einfach nur surreal mit einer Ikone zu arbeiten, die mein Aufwachsen auf der Leinwand begleitet hat. Er hat mir die Angst schnell genommen. Er ist ein großartiger Schauspieler, sehr offen, großzügig und uneigennützig. Er will nichts anderes, als mit dir zu spielen. Es war auch unglaublich zu beobachten, dass er sich scheinbar gar nicht vorbereitet. In den Pausen erzählt er Anekdoten und reißt Witze. Wenn Tom dann rief, war er jedoch sofort in der Szene.

Hatten Sie sich auch mit dem Roman vorbereitet?
Ich habe nur wenig über die Zeit gelesen. Während der Vorbereitung habe ich den Roman immer wieder zur Hand genommen und neue Details entdeckt. Irgendwann hat Tom mich gebeten, ihn aus der Hand zu legen und mich auf das Drehbuch zu konzentrieren. Das Wichtigste waren aber die Gespräche mit Tom. Wir haben viel über das Aussehen, die Haltung und den Gesichtsausdruck von Grenouille diskutiert und dafür auch Tiere beobachtet. Wir fühlten beide, dass Grenouille ein ganzes Spektrum von mentalen Fehlfunktionen und Krankheiten hat, die auch den Autismus mit einschließen. Nach den Proben war klar, wie wir ihn gestalten wollen. Beim Dreh mussten wir dann kaum noch reden.

Trafen sie auch Patrick Süskind ?
Nein. Ich habe nur gehört, dass er sich nicht in den Film einmischen wollte. Ich bin mir jetzt auch nicht sicher, ob ich ihn treffen will. Dazu brauche ich vielleicht noch ein wenig Abstand.

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