Eine Niederlage als gefühlter Sieg

FC Chelsea - Werder Bremen 2:0 / Sportdirektor Allofs: »Bestes Spiel der Saison« / Presse feiert Ballacks Elfmeter

  • Andreas Frank
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Zwei Patzer, keine Tore, keine Punkte - und doch fühlte sich die 0:2-Niederlage von Werder Bremen beim FC Chelsea in London ein bisschen wie ein Sieg an. »Das Ergebnis sagt etwas anderes, aber es war unser bestes Saisonspiel«, sagte Sportdirektor Klaus Allofs und zollte dem deutschen Vizemeister Respekt. Drei Tage nach der Pokalpleite beim drittklassigen Regionalligisten FK Pirmasens meldeten sich die Hanseaten in der Champions League achtbar zurück. Spielerisch der teuersten Vereinsmannschaft der Welt erwartungsgemäß unterlegen, hielt man dank Laufbereitschaft und körperlicher Präsenz die insgeheim einkalkulierte Niederlage in Grenzen. Den Unterschied zwischen den Gastgebern und seinem Team brachte Werders Trainer Thomas Schaaf auf den Punkt: »Auf diesem Niveau sind zwei Fehler zwei Fehler zu viel.« Zunächst patzte in der 24. Minute der Finne Petri Pasanen, dessen missglückten Rettungsversuch Michael Essien zum Führungstreffer nutzte. In der 68. Minute brachte Werder-Neuling Clemens Fritz Chelsea-Star Didier Drogba ungeschickt zu Fall, Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack verwandelte den folgenden Strafstoß unhaltbar. Die Erleichterung, vor 32 135 Zuschauern ein passables Ergebnis erreicht zu haben, vernebelte einigen Bremern allerdings den Sinn für die Realitäten. »Wir hatten Chelsea im Griff. Es war von ihnen nicht viel zu sehen«, behauptete Nationalspieler Torsten Frings allen Ernstes, und auch Torhüter Andreas Reinke glaubte erkannt zu haben: »Wir haben den Ball gut laufen lassen.« Einer, der es besser wissen musste, widersprach, wenn auch in der für ihn typischen Zurückhaltung. »Wir brauchen nicht unzufrieden zu sein, aber wir haben uns zu wenig zugetraut«, monierte Deutschlands Fußballer des Jahres Miroslav Klose, gegen den vom DFB-Kontrollausschuss kein Ermittlungsverfahren wegen unsportlichen Verhaltens eingeleitet wird. Nach Ansicht der TV-Bilder vom Pokalspiel der Bremer beim FK Pirmasens (2:4 i.E.) habe sich der Verdacht nicht erhärtet, dass Klose einen gewollten Stoß mit dem Knie in Richtung seines Pirmasenser Gegenspielers Sebastian Reich ausgeführt habe. In London war Klose der einzige Werder-Akteur, der Torgefahr ausstrahlte und in der 65. Minute einmal sogar die Querlatte traf. Beinahe wäre auch Ballack bei seinem Foulelfmeter ein solches Missgeschick unterlaufen, doch der Ball schlug wenige Zentimeter unter dem Balken ein. Für die Briten eine Bestätigung einer typischen deutschen Fußball-Tugend. »Er hat den Elfmeter in einer Art und Weise verwandelt, wie man es von einem Kapitän der deutschen Fußball-Nationalelf erwarten kann«,...

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