Auf neuen Irrwegen

Bundestag gedenkt des Weltkriegendes

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Der Historiker Heinrich August Winkler hat die Bundesregierung bei einer Gedenkveranstaltung im Parlament aufgefordert, sich außenpolitisch stärker einzumischen. Zeitzeugen schlagen andere Töne an.

Henryk L. Kalinowski schließt für einen kurzen Moment die Augen. Der hochdekorierte polnische Kapitän zur See rekonstruiert vor seinem geistigen Auge die Ereignisse vor 70 Jahren. Kalinowski will den Menschen im Festsaal des Rathauses im Berliner Stadtteil Charlottenburg berichten, was er in den letzten Kriegstagen erlebt hat. Der damals 20-Jährige schuftete in Berlin beim Brückenbau, um den Panzern der Roten Armee den Vorstoß in das Stadtzentrum zu ermöglichen. »Damals war das Wetter so schön wie heute«, sagt Kalinowski. Der grauhaarige Mann ist aufgestanden und stützt sich mit seinen Armen auf den Tisch vor ihm auf. Er erzählt mit lauter Stimme von kleinen deutschen Kindern, die in den Kellern von zerstörten Häusern gesessen und um ein Stück Brot gebettelt hätten. Wegen seiner schrecklichen Erfahrungen steht für ihn heute fest: Krieg dürfe es nie wieder geben.

Neben Kalinowski sitzen zwei weitere polnische Veteranen und eine...


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