Früher Bundestag, künftig Rathaus Jüterbog?

Maritta Böttcher (Linkspartei) möchte Bürgermeisterin werden / Amtsinhaber Rüdiger (FDP) hält dagegen

Die Bürger Mecklenburg-Vorpommerns wählen den Landtag, die Berliner das Abgeordneten-haus und die Bezirksverordnetenversammlungen. Urnengänge gibt es am Sonntag aber nicht nur in den Nachbarländern. Auch einige Brandenburger sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. In Jüterbog (Teltow-Fläming) steht die Entscheidung über den künftigen Bürgermeister der etwa 13 500 Einwohner zählenden Kommune an. Der Beigeordnete der Stadt, Georg Gierard, rechnet allerdings damit, dass keiner der vier Bewerber die absolute Mehrheit erreicht und deshalb eine Stichwahl am 22. Oktober notwendig wird. Dessen ungeachtet präsentiert sich die Kandidatin der Linkspartei, Maritta Böttcher, selbstbewusst. Auf ihrer Internetseite ist in der Rubrik Termine vermerkt: 17. September, 8 bis 18 Uhr, Wahl der Bürgermeisterin. Damit kann nur sie selbst gemeint sein, denn die anderen drei Bewerber sind nämlich Männer. Sie setze auf Sieg, nicht auf Platz, versichert Böttcher. Grund zum Optimismus gibt ihr das Ergebnis der Kommunalwahl 2003, wo sie von allen Angetretenen die meisten Stimmen erhielt. Wie das Rennen tatsächlich ausgeht, darüber lässt sich nur spekulieren. Bernd Rüdiger (FDP) besitzt immerhin den Amtsbonus. Bereits seit 16 Jahren ist er Chef im Rathaus. Außerdem weiß Rüdiger neben der FDP auch die CDU und den Bauernverband hinter sich. Zusammen verfügen diese drei über die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung (SVV). In diesem Parlament ist Maritta Böttcher Fraktionsvorsitzende der Linkspartei. Die ausgebildete Lehrerin für Deutsch und Geschichte gehörte auch schon dem Bundestag an - von 1994 bis 2002. Spitzenpolitiker der Linkspartei im Bundestag helfen Böttcher jetzt bei der Kampagne in Jüterbog. Der Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi war schon da, Parlamentsvizepräsidentin Petra Pau und Fraktionsgeschäftsführerin Dagmar Enkelmann kommen heute um 16 Uhr zum Wahlkampfabschluss auf den Mönchenkirchplatz. Böttcher - 1954 in Karl-Marx-Stadt geboren - lebt schon viele Jahre in Jüterbog und bezeichnet den Ort als ihre »Heimatstadt«. Was würde sie anders machen als Rüdiger? Nach ihren Vorstellungen soll sich das hübsche Städtchen zu einer Kommune entwickeln, »in der die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, über alles mitzuentscheiden, worüber auch die Stadtverordnetenversammlung Beschlüsse fassen kann«. Jeder Einwohner soll bei ihn betreffenden Themen in der SVV reden oder sogar Anträge stellen dürfen. Zur Vision Böttchers für Jüterbog gehört »kommunale Solidarität«, das heißt, alle Entscheidungen sollten sich ihrer Ansicht nach an den »notwendigen Erfordernissen der sozial Schwachen ausrichten«. Die anderen Kandidaten sind der Gastwirt Marcel Krüger (SPD) und der Bürgermeister der Gemeinde Niedergörsdorf, Wilfried Rauhut (parteilos).
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