Die Wahrheit der Fleischermesser

Johann Kresnik inszenierte an der Berliner Volksbühne »Die 120 Tage von Sodom«

ohann Kresnik ist der Altmeister des linksradikalen Tanztheaters. Seine jüngste Inszenierung an der Berliner Volksbühne, »Die 120 Tage von Sodom«, ist eine blutige Abrechnung mit dem Konsumfaschismus.

Vor zwanzig Jahren verwiesen Thomas Ebermann und Rainer Trampert in ihrem Buch »Die Offenbarung des Propheten« auf die latente Verwandtschaft von Marktwirtschaft und Faschismus, gipfelnd in der These: »Für den kapitalistischen Gesamtbetrieb läge heute die profitabelste Lösung im schnellen Tod der überschüssigen Menschen.« Kurz zuvor saß Heiner Müller in einem Berliner Nobelrestaurant und würgte an seinem Ekel am Heute und Hier: »Zwei Helden der Neuzeit speisten am Nebentisch / Lemuren des Kapitals Wechsler und Händler« (»Mommsens Block«). Die Herrschaft dieser Lemuren ist mittlerweile allgegenwärtig geworden, der Ekel, wenn nicht ausgestorben, der Gewöhnung an die neue Diktatur des Konsumfaschismus gewichen. Wir alle tragen, mehr oder weniger, mit unserem Konsumverhalten zum Erhalt dieser Diktatur bei.

Aber es gibt sie noch, die Rufer der Neuzeit, denen der Ekel die Sprache noch nicht verschlagen hat und die ihren Schrei lauthals ...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.