Automobilmachung

Am Deutschen Theater wurden mit der grellen Farce »dosenfleisch« die Autorentheatertage eröffnet

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Kollektive Begeisterung fördert erst das Gefühl der Erhebung, später meist das der Scham, daran teilgehabt zu haben. Des Menschen Werdegang im Zündfeld großer Ideen: zunächst das Feuer des Enthusiasmus, dann der Schmerz der Verbrennungen, am Ende das Stilleben stiebender Asche. Dies schuf dem Theater große Namen: Tasso, Faust, Egmont. Die Dramatik der Menschwerdung durch Tat und Gegentat von Individuen; Gestalten, die die Welt sprengten. Sich selber aufsprengten. Sich ins Gedächtnis der Welt schossen.

Und nunmehr? Prägen sich Namen aus der Gegenwartsdramatik ein? Schwerlich. Menschen werden von Autoren in Sprachröhren gesteckt, die durch Reflexionsebenen und Themenparks getrieben werden. Gedanken- statt Blutbahnen. Die Erde ist bevölkert von Versprengten. Kopien von Denkformen stammeln ratlos aneinander vorbei. Dramatik? Kein Fiesco, kein Clavigo, keine Stella, kein Nathan, kein Puntila, keine Maria Magdalena. Kurzatmige Szenerien...


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