Rehkonstruktion einer Finsternis

Zu den Schillertagen am Nationaltheater Mannheim: »Die Räuber«, Regie: Calixto Bieito

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Calixto Bieitos hat »Die Räuber« in Mannheim inszeniert. Schillers Stück, in dem keine Mutter vorkommt, erscheint hier als Porträt der Prägungen. Vielleicht wollte mancher Revolutionär einfach nur ausbrechen?

Er und die Kaserne - das ist die wahre deutsche Klassik. Ja, der Wald und die Kaserne. Undurchdringlichkeit zieht uns an, so, wie auch schärfste Ordnungsfolter uns Deutsche neurotisch besetzt - weil wir nur wirklich lieben können, was uns Furcht einflößt? Grimms Märchen, Webers Freischützenfest, Jüngers Waldgänger, Heiner Müllers Hydra: das Dickicht als Kerker, das Dunkel als Züchtigungsstimmung, die Bäume ein einziges Strammstehen. Und noch grünst-liebliche Schonungen sind insofern Exerzierplätze, als dort die geschützt wachsende Natur doch einzig auf das Schonungslose, das Ungeschützte alles Existierens vorbereitet wird: Das Starke tilgt das Schwache; zum Lichte drängt zwar alles, aber nicht alle schaffen es, es gibt immer auch ein elendes Verkrümmen und Verkümmern in den Kaltschatten, im Unterholz. Jedes Waldes, jeder Welt.

Der Mensch ein Teil der Natur? Überlegt sich, wer diesen Satz mit mahnendem Demutspathos sagt, was eigent...


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