Schuften für den Insolvenzverwalter

Prekäre Beschäftigung ist ein Grund, warum Berliner ihre Schulden nicht zahlen

  • Christin Odoj
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Überschuldung kann jeden treffen. Arbeitslosigkeit, Krankheit, Trennung. Immer häufiger werden auch Menschen in Berlin zu Schuldnern, die einen Job haben. Vom Schicksal einer Dienstleistungsmetropole.

Ein Blick in den langen Gang reicht schon für das mulmige Gefühl. Gemasertes Linoleum, Sitzreihen aus Plastikstühlen, vernachlässigte Grünlilien auf Fensterbänken. Wer diesen Verwaltungsschlund im Naturzustand entlang muss, der verliert noch das letzte bisschen Optimismus. Die Aura hier bereitet wenig behutsam auf das vor, was am Ende des Ganges im dritten Stock des Bezirksamtes von Friedrichshain-Kreuzberg in der Yorckstraße 4-11 auf die Menschen wartet, die zum ersten Mal zu Susanne Wilkening oder einem ihrer Kollegen kommen. In der hintersten Ecke, in den letzten zwei Räumen, sitzt die Schuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt.

Wer hier herkommt, ist meistens zwischen 30 und 49 Jahre alt, hat keine Ausbildung, ist momentan arbeitslos, ledig und deutsch. »Schuldner kann jeder werden«, sagt Wilkening. Wer vor ihr sitzt, guckt in aufgeweckte, freche Augen. Dazu strubbelige kurze Haare. Sie trägt Stoffturnschuhe und einen Pulli. Kein...


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