Wahlkampf mit F 60 und RB 14

Senftenberg braucht einen neuen Bürgermeister / CDU nominierte früheren PDS-Stadtverordneten

  • Andreas Fritsche
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Mit 50,31 Prozent gewann Klaus-Jürgen Graßhoff (CDU) vor etwas mehr als viereinhalb Jahren die Bürgermeisterwahl in der knapp 30 000 Einwohner zählenden Stadt Senftenberg gleich in der ersten Runde. Doch Anfang 2007 wird Graßhoff 65 Jahre, muss sein Amt damit abgeben, weil er die gesetzliche Altersgrenze erreicht. Um die Nachfolge bewerben sich bei einem Urnengang am 15. Oktober Frank Weihmann für die CDU, Elke Löwe für die Linkspartei.PDS und Andreas Fredrich (SPD). Alle drei arbeiten bisher in hohen Positionen in der Stadtverwaltung. Frank Weihmann leitet den Geschäftsbereich Wirtschaftsförderung/Stadtmarketing, der dem Bürgermeister unterstellt ist. Elke Löwe hat den Posten der Baubeigeordneten. Andreas Fredrich arbeitet als 1. Beigeordneter, zuständig für Ordnung, Bildung, Soziales und Kultur. Die parteilose Elke Löwe ist in Lauchhammer geboren und aufgewachsen. Nach einem Architekturstudium in Dresden beschäftigte sie sich zunächst mit der Rekultivierung von Bergbaukippen. Aus der Abraumförderbrücke F 60 aus dem Tagebau Klettwitz-Nord ein viel beachtetes Besucherbergwerk zu machen, war ihre Idee. Darauf verweist Elke Löwe in ihrer Kampagne. Ihr Büro plante auch Radwanderwege im Kreis Oberspreewald-Lausitz und eine »Spur der Steine« mit Findlingen am Senftenberger See. Beigeordnete ist Elke Löwe seit 2003. Sie lebt im Nachbarort Hörlitz, der allerdings bis 1990 ein Stadtteil von Senftenberg war. Die Wohnung der Familie Löwe befindet sich im alten Verwaltungsgebäude einer Brikettfabrik. Wie würde Löwe als Bürgermeisterin regieren? »Senftenberg muss in den nächsten Jahren einen klugen Weg zwischen solider Haushaltsführung und konsequenter Nutzung der sich ergebenen Chancen einschlagen«, erklärt sie. »Arbeitsplätze müssen entstehen!« Die Erwerbslosenquote im Kreis Oberspreewald-Lausitz liegt bei 22,2 Prozent. In Brandenburg sieht es in dieser Hinsicht nur in der Uckermark noch schlimmer aus. Löwe möchte Kontakte der Unternehmen untereinander stiften und die Kooperation von Firmen mit der Fachhochschule Lausitz anregen. Auch den Existenzgründern möchte sie helfen. Der Kandidat Weihmann lernte einst den Beruf des Heizungsinstallateurs, qualifizierte sich später zum Diplom-Volkswirt und studierte dann noch Kulturmanagement an der Fernuniversität Hagen. In der DDR gehörte er der SED an. Schon aus der Partei ausgetreten, saß er ab 1990 noch eine Legislaturperiode für die PDS in der Stadtverordnetenversammlung. Dann habe er sich aus der Politik zurückgezogen, berichtet der Kandidat. Erst über seine Arbeit sei er wieder dahin zurück gekehrt. Jetzt nominierte die CDU den parteilosen Weihmann für das Bürgermeisteramt. Mit den Vorstellungen der CDU könne er sich inzwischen mehr anfreunden als mit denen von SPD und Linkspartei, sagt er. Weihmann weist darauf hin, dass sich Senftenberg zum gesellschaftlichen Zentrum des Lausitzer Seenlandes entwickelt. Als Aufgabe der Stadtverwaltung formuliert er, »Dienstleister Nummer 1« zu sein und für die Infrastruktur zu sorgen. Der SPD-Kandidat Fredrich schreibt sich selbst einen großen Anteil an der Rettung der Regionalbahn (RB) 14 von Senftenberg nach Lübbenau zu, weil er sich in einem Gespräch mit dem Verkehrsstaatssekretär Reinhold Dellmann (SPD) zusichern ließ, dass die Züge vorerst wie bisher fahren. Der 1963 geborene Fredrich stammt von der Nordseeküste und zog 1992 nach einem Studium der Rechtswissenschaften nach Senftenberg. Dass seine westdeutsche Herkunft ein Nachteil sein könnte, glaubt der SPD-Politiker nicht. Er lebe ja nun schon so lange hier. Außerdem kandidieren noch die Einzelbewerber Roland Socher und Peter Gallasch. Socher ist Vorsteher des Wasserverbandes Lausitz. Gallasch war nach der Wende Bürgermeister von Brieske, Direktor des Amtes Senftenberger See und schließlich SPD-Beigeordneter der Stadt Senftenberg - bis man ihn 2002 nach Korruptionsvorwürfen suspendierte und wegen Untreue auf Bewährung verurteilte. Bei der Korruption ging es um vier gebrauchte Autoreifen, die Gallasch von einem Bauunternehmer bekam, bei der Untreue um ein Konto, das der Amtsdirektor nicht den Regeln des Haushaltsrechts entsprechend auflöste. Allerdings floss von dem Geld nichts in seine Tasche. Wer am 15. Oktober das Rennen macht, lässt sich schwer vorhersagen. Im Stadtparlament sind CDU und Linkspartei mit je zehn Mandaten vertreten, die SPD folgt dicht dahinter mit sieben Mandaten. Aber das muss für die Bürgermeisterwahl nichts heißen. Im Moment meinen viele, die Entscheidung werde diesmal nicht gleich im ersten Wahlgang fallen. Man richtet sich auf eine Stichwahl ein. Weihmann möchte gewinnen. Löwe rechnet sich Chancen aus - Fredrich auch. Der SPD-Mann stellte sich bereits 2002 zur Wahl und landete damals mit 27 Prozent hinter Graßhoff auf Platz zwei. Seinerzeit schickte die PDS Wolf-Peter Hannig, den Fraktionsvorsitzenden im Stadtparlament, ins Rennen. Der erreichte 14 Prozent. Aber eine Personenwahl hat ihre eigenen Gesetze und lässt sich schwer ausrechnen. Es sei mindestens nicht auszuschließen, dass Elke Löwe sich durchsetzt, meint zuversichtlich der Kreisvorsitzende der Linkspa...

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