»Der Morgen war strahlend ...

Kathrin Gerlof über Revolution bei schönem Wetter und die vergessene Kunst, sich zu schämen

  • Kathrin Gerlof
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Wenn die unten nicht mehr wollen und die oben nicht mehr können (die Verwendung dieser Redewendung ist politisch nicht korrekt, weil von Lenin), stellt sich immer die Frage, ob man dann einfach auf die Straße geht und kaputt macht, was einen umzubringen droht.

... und von grauenhafter Heiterkeit.« So steht es zu lesen in Jules Michelets Buch 1 über den 14. Juli 1789, als in Paris tausende Menschen zur Bastille zogen, um die Gefangenen zu befreien. Dieser Aufstand der Bürger, Bauern und Handwerker gilt als Auftakt der Französischen Revolution. Daran kann man am heutigen 14. Juli denken, sich zurücklehnen und bei Chips und Bier darüber philosophieren, was es gebracht hat. Überhaupt: Versuche, die Verhältnisse umzustürzen, neue zu schaffen und sich dann zu fragen, ob es wirklich die Mühe wert war, sind eine schöne Abendbeschäftigung. Pro Minute sterben irgendwo auf der Welt elf Kinder an Hunger, da kann man auch zwei oder drei Minuten imaginieren, wie es so wäre, stürmten wir - ganz symbolisch betrachtet - mal wieder die Bastille. Gern an einem 14. Juli, da ist es draußen warm und man braucht keinen Regenschirm. Und wenn die Revolution ohne Schirm und Regenjacke den ganzen Tag dauert, sind wied...


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