Leben in der Holunderblütensiruphölle

In ihrem famosen Roman »Bodentiefe Fenster« erzählt Anke Stelling vom Scheitern der Idee des »alternativen« Wohnens

Anke Stelling hat eines der Bücher des Jahres vorgelegt: Mit genauem Blick erzählt sie vom Scheitern eines Milieus und dessen Lebenslügen. Der desillusionierende Roman über ein »alternatives Wohnprojekt« zeigt die Abgründe des grün-pseudolinksliberalen Lebens, das einmal ein befreites sein wollte.

Sandra und Hendrik sind um die 40 und leben in Berlin-Prenzlauer Berg, in einem sogenannten alternativen Wohnprojekt. Sie wollen dort anders leben als der gehirngewaschene Arbeits- und Konsumtrottel von nebenan: freier, weniger gehirngewaschen, in Gemeinschaft mit anderen, die der Meinung sind, dass »die Gemeinschaft das wahre Kapital darstellt in dieser von Profitgier und Entsolidarisierung geprägten Gesellschaft«. Von ihren Eltern, den Achtundsechzigern, den »Weltverbesserern«, von denen sie in den roten Kinderläden der 70er Jahre großgezogen wurden, haben sie mehr gelernt, als ihnen lieb ist. Mindestens aber die Weltverbesserei.

Dort leben sie also nun, Hendrik und Sandra, ein Akademikerpärchen mit Kind, in ihrem »Hausprojekt« - allein das Wort ist schon zum Davonlaufen -, gemeinsam mit anderen, Gleichgesinnten: Kleinfamilien, Kinderlosen, Paaren, Älteren. Mit Menschen, die von einer anderen Gesellschaft träumen. Sie versuchen,...


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