Bücherbusse verschwinden in Haushaltslöchern

Nur noch in vier Landkreisen sind »rollende Bibliotheken« unterwegs - obwohl ihr Nutzen unbestritten ist

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Für Dorfbewohner ist ein Bücherbus oft die einzige Möglichkeit, unkompliziert eine Bibliothek zu nutzen. Im Land Brandenburg sind inzwischen nur noch fünf solcher Fahrbibliotheken unterwegs.

Potsdam. In Brandenburg gibt es sie immer seltener - die sogenannten rollenden Bibliotheken. Das sollte sich aus Sicht des Bibliotheksverbandes wieder ändern. »Es wäre positiv, wenn wieder mehr Bücherbusse eingesetzt würden«, sagte die Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes in Brandenburg, Katja Richter.

Derzeit sind nur noch fünf Fahrbibliotheken in vier Landkreisen unterwegs. Das geht aus einer Antwort von Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage hervor. Die Fragestellerin, die CDU-Landtagsabgeordnete Anja Heinrich, nannte diese Antwort »ernüchternd«. Bücherbusse würden als Teil des kulturellen Zugangs unterschätzt, findet sie.

In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Busse drastisch reduziert. So gab es im Jahr 2011 in Brandenburg immerhin noch zwölf Fahrbibliotheken, darunter auch in den dünn besiedelten Landkreisen Prignitz, Uckermark und Havelland. Bibliotheken auf Rädern sind jetzt nur noch in den Landkreisen Teltow-Fläming, Dahme-Spreewald, Oder-Spree und Elbe-Elster unterwegs. In letzterem sind es gleich zwei. 2014 haben die Nutzer pro Bus im Durchschnitt 35 000 Medien - Bücher, Zeitschriften, Tonträger, DVD - entliehen.

»Der Rückgang der Fahrbibliotheken seit den 1990er Jahren hat unterschiedliche Gründe, die von notwendigen Haushaltskonsolidierungen über die demografische Entwicklung bis zu einem geänderten Nutzerverhalten reichen«, erläuterte Ministeriumssprecher Stephan Breiding.

»Bibliotheken sind in den Kommunen Teil des fiskalischen Verteilungskampfes öffentlicher Haushalte, betrachtet als etwas Freiwilliges, Entbehrliches und somit schnell der Sanierung von Haushalten unterstellt«, kritisierte die Abgeordnete Anja Heinrich. In ihrem Landkreis Elbe-Elster sehe dies anders aus. Dort gehöre der Bücherbus ganz selbstverständlich zum Alltag und zum Kulturangebot. »Über viele Jahre hat er sich bewährt und unterliegt nur selten kontroversen Haushaltsdebatten«, so Heinrich.

Laut Bibliotheksverband leisten Fahrbibliotheken einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Sprach- und Leseförderung sowie der Medienkompetenz. »Ihr Angebot an literarischen Veranstaltungen, ihre Zusammenarbeit mit Kindergärten und Horteinrichtungen sowie Schulen machen «fahrende Bibliotheken» zu Informationslieferanten«, sagte die Vorsitzende Richter.

Auch im Ministerium werden sie positiv bewertet: »Besonders in Regionen mit geringer Bevölkerungsdichte sind die Medienmobile eine effiziente Lösung, um eine bibliothekarische Grundversorgung sicherzustellen und in zumutbarer Entfernung zum Wohnort Bibliotheksdienstleistungen anzubieten«, sagte Sprecher Breiding. Angesichts der reduzierten Zahl sei es umso wichtiger, alternative Lösungen, wie etwa die Ausweitung von Online-Ausleihen, zu entwickeln und auszubauen. dpa/nd

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