Eine Kämpferin gegen das Vergessen

Verdienstorden des Landes für Eva Bäckerová, die Präsidentin des Internationalen Ravensbrück-Komitees

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.
Für ihr Engagement gegen das Vergessen der NS-Verbrechen hat Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) die KZ-Überlebende Eva Bäckerová mit dem Verdienstorden des Landes ausgezeichnet.

Die 75-jährige Slowakin ist unter anderem Vorsitzende des Internationalen Ravensbrück-Komitees und Mitbegründerin der Organisation »The Hidden Child«, die an diejenigen erinnert, die als Kinder den Holocaust überlebten. Zudem ist Eva Bäckerová seit 2004 Mitglied im internationalen Beirat der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. »Sie leisten hier in Brandenburg einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen« - mit diesen Worten dankte Dietmar Woidke am Dienstag in Potsdam der überzeugten Antifaschistin für ihr Engagement und Lebensleistung.

Ihre Arbeit sei für sie selbstverständlich, sagte Eva Bäckerová. »Ich will weiter arbeiten, solange ich stehen, sprechen und sehen kann.« Die höchste Auszeichnung des Landes sei eine sehr große Ehre, erklärte sie.

Eva Bäckerová wurde 1940 in Kežmarok in der Slowakei als Kind einer jüdischen Familie geboren. Die deutsche Besetzung zwang sie ab 1942 zu einem Leben im Versteck. 1944 wurde die Familie verhaftet, der Vater kam später ins KZ Ebensee und wurde dort umgebracht, die Mutter, Eva und ihre dreijährige Schwester wurden nach Ravensbrück verschleppt. Die kleine Schwester starb im Konzentrationslager, die Mutter und Eva überlebten. Eva Bäckerová hat eine Tochter und lebt im slowakischen Košice.

Anfang April tagte das Internationale Ravensbrück-Komitee (IRK) in Templin (Uckermark). Am Ende der Tagung übergab die langjährige Präsidentin Annette Chalut, die aus Altersgründen die Leitung des Komitees niederlegte, ihr Amt an die neu gewählte Präsidentin Eva Bäckerová. In Templin hatten Vertreterinnen aus zehn Ländern eine gemeinsame Resolution verabschiedet. Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück durch die Rote Armee wandten sich darin die Überlebende des Lagers an die zukünftigen Generationen. »Wir, die Überlebenden wollen die Solidarität und die Freundschaft aufrechterhalten, die im Lager geboren wurden. Sie verbinden uns und unsere Familien unabhängig von Nationalität, politischer Meinung und Religion«, heißt es in dem Aufruf. Erinnert wurde darin an die 123 000 Frauen und Kinder und an die 20 000 Männer, die vom Naziregime zwischen 1938 und 1945 nach Ravensbrück und in mehr als 150 Nebenlager gebracht wurden und von denen viele starben oder ermordet wurden. »Wir, die Überlebenden, legen Zeugnis ab vom Alltag im Lager und in den Nebenlagern. Diese Erinnerung darf nicht mit uns sterben«, bekundeten die KZ-Überlebenden. »Wir fordern die Jugend auf, unseren Kampf fortzusetzen - gegen die Nazi-Ideologie und für eine gerechte und tolerante Welt, für eine Welt, in der es keinen Platz gibt für Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus.«

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