Lottas erste nd-Wanderung

Herbsttour am 20. September vom Bahnhof Wannsee zum Restaurant »Söhnel Werft«

Sieben oder 14 Kilometer auf romantischen Trampelpfaden durch den Wald verspricht die nächste nd-Leserwanderung.

Die S-Bahn rauscht durch den Grunewald zum Bahnhof Wannsee. Unter den Fahrgästen sitzt eine englische Touristin, die von den ausgedehnten Wäldern in Deutschland schwärmt. In ihrer Heimat gebe es kaum Bäume. Der Forst wurde dort abgeholzt, als der Schiffbau Holz benötigte und die Schafzucht Weideflächen, um die Textilindustrie mit Wolle zu beliefern.

Abgesehen von wenigen hundert Metern entlang von Straßen führt die nd-Herbstwanderung am 20. September immer durch den Wald. Gestartet wird von 8 bis 11 Uhr am Berliner S-Bahnhof Wannsee. Zwei Strecken stehen zur Auswahl. Sie sind sieben beziehungsweise 14 Kilometer lang und verlaufen weitgehend auf romantischen Trampelpfaden, so dass am 20. September der Gänsemarsch angesagt sein wird. Rollstuhlgeeignet sind die Wege nicht und für die lange Strecke sollte man trittsicher sein. Ziel ist das Restaurant »Söhnel Werft«, Neue Kreisstraße 50. Es befindet sich nahe des Griebnitzsees am Teltowkanal.

Freilich machte sich ein Holzmangel vor 300 Jahren nicht nur in England, sondern auch in Preußen bemerkbar. Die Glashütten benötigten Unmengen an Brennmaterial. Holz wurde außerdem zu Geld gemacht, mit dem König Friedrich II. seine Kriege finanzierte. Doch wo vorher Eichen und Buchen standen, erfolgte die Aufforstung mit Kiefern. Der sprichwörtliche märkische Sand schützte diese Kiefernwälder, denn der karge Boden lohnte sich nicht für die Landwirtschaft. Zudem wünschten die Hohenzollern Jagdreviere in der Nähe der Residenzen Berlin und Potsdam. Prinz Friedrich Karl erwarb das in der Nähe des Wannsees gelegene Rittergut Düppel 1859 für 95 000 Taler von dem Kaufmann Glinka. Im zugehörigen Forst ließ der Prinz 1869 das beschauliche Jagdschloss Dreilinden erbauen.

Dort hat ihn der Schriftsteller Theodor Fontane im Spätherbst 1881 besucht. In seinen »Wanderungen durch die Mark Brandenburg« schildert er ausführlich das Leben des Prinzen in dem Jagdschloss und die Ausstattung der Zimmer mit Hunderten Geweihen und andere Erinnerungsstücken. 1954 wurden die Überreste des Schlosses abgerissen. Von dem Schloss kündet dort heute nur noch eine Hinweistafel.

Aber andere historische Überbleibsel sind unterwegs zu entdecken. Beispielsweise Schotter vom Gleisbett der Friedhofsbahn, die einst eine Verbindung zum berühmten Südwestkirchhof Stahnsdorf herstellte. Auf diesem Kirchhof sind zahlreiche Prominente beigesetzt. Die lange Strecke der nd-Herbstwanderung führt, nachdem sie die sehenswerte Machnower Schleuse passiert hat, direkt zwischen dem Südwestkirchhof und dem Waldfriedhof Wilmersdorf hindurch.

Neulich lief ich mit unserem Wanderleiter Gerhard Wagner und seinem jungen Hund »Lotta« die Strecke ab. Die erst neun Monate alte Hündin streifte schnuppernd durchs Unterholz und balgte sich mit Ästen. So einige Menschen sind uns begegnet, die oft ebenfalls mit einem Hund unterwegs waren. Da war das Rentnerehepaar, das in Begleitung eines Dalmatiners zum Schlachtensee radelte und sich von Gerhard Wagner den günstigsten Weg zeigen ließ. Da waren ein Arbeiter, der sich am Teltowkanal ein Pils genehmigte, fünf rüstige Senioren in einem Ruderboot und zuletzt noch eine Mutter mit drei Kindern samt Hund in einem Kanu. Mit dem Kanu legte die Mutter am Restaurant »Söhnel Werft« an.

In den kommenden nd-Wochenendausgaben bis zur Wanderung wird mehr über die nd-Herbstwanderung zu erfahren sein. Wer aufmerksam liest, wird am 20. September das traditionelle »Quiz unterwegs« leicht lösen können. Auch im vorliegenden Beitrag könnte schon die Antwort auf ein oder zwei Fragen versteckt sein. Für »Lotta« wird es die erste nd-Leserwanderung sein. Insgesamt ist es die 94. nd-Wanderung.

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