Kaabarett in Jerusalehm

Lessings »Nathan der Weise« am Deutschen Theater Berlin

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Regisseur Andreas Kriegenburg liebt Slapstick. Er will Lessings »Nathan«, dieses Konsensstück der Toleranz, nicht schleppen, sondern spielen: ein Slapstück. Unwirklich. Eine total konstruierte Saga.

Bei Lessings Stück darf einem schon ein wenig Müdigkeit hinter die Augen schießen. Denn es gibt eine Wahrheit, deren Unumstößlichkeit langweilt; es gibt eine Moralhöhe, von der man sich nur hinunterstürzen kann, um noch Leben zu spüren. Der Rest ist Verpflichtung zur politischen Korrektheit - denn freilich ist Nathan und die Ringparabel und jenes Beben zwischen Christen, Juden und Muselmännern, das sich im Stück märchengut selber schlichtet, ein hoch akuter, sittenstiftender Stoff. Und muss also aufgeführt und somit weitergegeben werden. Muss? Das ist die Krux, und so scheint »Nathan der Weise« inzwischen so geadelt wie aufgerieben.

Ich sah - in Hamburg und Potsdam - Aufführungen mit Benzinkanister, Panzerfaust, Patronengürtel, mit Osama-bin-Laden- sowie Bush- und Ratzinger-Masken. Lessing als Thriller der Gehetzten, Gejagten, alle kriegsverschmutzt - ein Mix aus Irak, Afghanistan, Libanon. Klassik fern, aber Nahost. Ich sah jedoc...


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