Anspruch und Wirklichkeit

Berichte aus der alltäglichen Arbeit in selbstverwalteten Betrieben Argentiniens

Wenn Arbeiterinnen und Arbeiter ihren Betrieb übernehmen, stoßen sie unweigerlich auf Schwierigkeiten und Fragen, die der Arbeitsalltag so mit sich bringt. Wie kann man als meist kleiner Kollektivbetrieb in einer kapitalistischen Welt überleben? Warum entwickeln sich trotz des kollektiven Gedankens neue Hierarchien und Lohnunterschiede? (Wie) können neue Mitglieder in die Kooperative aufgenommen werden, die nicht Teil der Kämpfe um die Betriebsübernahme waren, die nicht monatelang auf Lohn verzichtet haben und die Fabrik womöglich nur als einen gewöhnlichen Arbeitgeber sehen oder nicht das Engagement der Alteingesessenen aufbringen?

Juan Pablo Hudson hat mit vielen Arbeitern argentinischer selbstverwalteter Betriebe gesprochen und ihre Gespräche aufgeschrieben. Daraus ist ein Buch entstanden, das unter dem Titel «Wir übernehmen» in deutscher Sprache erschienen ist. Wir haben das Buch für eine Collage aus Geschichten von Arbeitern und aus Diskussionen unter Arbeitern genutzt. Die zitierten Arbeiter kommen aus ganz unterschiedlichen Betrieben, aber ihre Probleme ähneln sich.

Wirtschaftliches Überleben kleiner Betriebe auf dem freien Markt
Herramientas Unión, Metallkooperative

Laureano und ich begannen 2001 herumzufahren, um Kunden aufzutreiben. Das war im August, wenn ich mich nicht irre, ein Jahr nachdem wir die Fabrik übernommen hatten. Wir schnappten uns die Karre und fuhren zuerst zu einem Betrieb, den wir uns angucken wollten. Ein Werkzeug, das wir für 110 Pesos verkauften, bekamen die dort als Importware für 80 Pesos. Es war die Zeit der Dollarparit...



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