»Sie wurden fast überall abgewiesen«

Der Historiker Wolfgang Benz über die Nürnberger Gesetze, Antisemitismus, Antiziganismus und Ausländerhass

Überraschend wurden am 15. September 1935 auf dem 7. Parteitag der NSDAP die Rassegesetze verkündet. Wer war der Initiator? Reichsärzteführer Wagner, Ministerialdirektor Stuckart oder Hitler?

Die Reichsparteitage dienten der Selbstdarstellung der NSDAP und Hitlers, nicht der Verabschiedung von Gesetzen. Das Parteitagsprogramm von 1935 erschien aber offenbar als zu dünn, weshalb man improvisierte und eilends aus Berlin die Ministerialbürokratie nach Nürnberg holte. Die bastelte dann in Hotelzimmern die sogenannten Nürnberger Gesetze zusammen. Ich glaube aber nicht, dass die Initiative von der Ministerialbürokratie ausging. Das waren zutiefst ideologische Gesetze, die Erfüllung und Vollstreckung einer Forderung, die von der NSDAP und deren Vorläufern seit 1919 erhoben wurde: Ausgrenzung der Juden aus der deutschen Gesellschaft als Menschen nicht-»arischen« Blutes. Kein Mensch wusste, was »arisches« Blut bedeutet. Das konnte niemand ...


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