Alptraum der Abstraktion

Ivan Panteleev inszenierte »Peer Gynt« am Deutschen Theater

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Regisseur Ivan Panteleev demonstriert in seiner kargen Ibsen-Inszenierung, dass er an Märchen unter keinen Umständen zu glauben gewillt ist. Ein Fortschritt? Vielleicht. Aber nicht für das Theater.

Heller Sand, der den Bühnenboden in dünner Schicht bedeckt, knirscht bei jedem Schritt. Es klingt wie Schnee, aufreizend monoton. Was also gibt es Neues im Peer-Gynt-Universum? Oder anders gefragt: Gibt es denn überhaupt noch etwas, das die Erwartung im Warten wachhält? Ivan Panteleev ist es ernst mit dieser Frage, wie ernst, das sah man unlängst bei seiner bezwingenden Inszenierung von »Warten auf Godot« hier am Deutschen Theater.

Ausgesetzt in der Sand-Schnee-Wüste zwei Schauspieler, aber was für welche: Margit Bendokat und Samuel Finzi! Sie perfektionieren den Minimalismus der Bewegung, stehen aufreizend starr in der Kulisse, zu der auch eine Art von innen erleuchteter Western-Planwagen (Bühne: Johannes Schütz) gehört. Der hat Kufen und scheint das einzig Bewegliche an diesem vorsätzlich statischen Abend zu sein. Vielleicht zerfetzt Peer Gynt darum die papierne Plane in einer der wenigen Handlungen, zu denen er sich aufrafft, a...


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