Bürgerlicher Normalfall

Der Neoliberalismus hat die Unis zu Ausbildungsbetrieben umgeformt. Kritische Wissenschaft ist kaum noch möglich, meint der Soziologe Alex Demirović in seinem neuen Buch

Geistes- und Sozialwissenschaften werden oft in einem Atemzug genannt. Im Gegensatz zu den sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) handelt es sich in den erstgenannten Wissenschaftsdisziplinen um Interessensgebiete, denen der Normalbürger bestenfalls in der Freizeit nachgeht: Politik, Gesellschaft, Philosophie, Kunst und Literatur. Umgekehrt muss man bei den damit beschäftigten Wissenschaftlern von einer hohen intrinsischen Motivation ausgehen, d.h. davon, dass Wissenschaft um ihrer selbst willen betrieben wird und nicht, weil man sich dadurch Vorteile wie etwa ein höheres Einkommen erwartet. Der Konkurrenzdruck wird durch ökonomienahe Anreizsysteme ständig erhöht, obwohl es doch in diesen Fächern ganz besonders auf die Forschungsdiskussion und damit auf ein Mindestmaß an Kollegialität ankommt. Unbefristete Stellen sind rar, akademische Berufe werden zusehends prekarisiert und der oft beschworene We...


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