Stirbt der Macho aus?

In Russland gehen immer mehr Männer in Elternzeit - ohne dabei im Haushalt zu glänzen

  • Irina Wolkowa, Moskau
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Jeder vierte russische Vater will Elternzeit in Anspruch nehmen. Das war bis 2013 per Gesetz nur Frauen vorbehalten. Forscher bezweifeln, dass sich dadurch das klassische Rollenverständnis verändert hat.

Nur widerwillig klettert der zweijährige Jegor aus dem roten Einkaufswagen. Der vordere Teil ist dem Fahrerhaus eines Feuerwehrautos nachempfunden und hat sogar ein Lenkrad. Entspannt kann Vater Andrej daher die auf dem Smartphone gespeicherte Einkaufsliste abarbeiten. Zügig belädt er das Gefährt. Nur vor dem Regal mit den Weichspülern gibt es einen kurzen Halt: Welcher war es doch gleich? Ehefrau Tatjana ist gerade in einem Meeting, wie er beim Anruf in ihrem Architekturbüro erfährt. Zum Glück kennt sich auch ihre Referentin mit Haushaltschemie aus.

Andrej, Angestellter der Moskauer Stadtregierung, profitiert von 2013 beschlossenen Gesetzesänderungen, die auch Männern das Recht auf unbezahlte Elternzeit einräumen, bis ihre Sprösslinge das dritte Lebensjahr vollendet haben. Zwar sträuben sich, wie jüngste Umfragen des Online-Karriere-Portals Superjob ergaben, 64 Prozent aller russischen Väter weiterhin »kategorisch« gegen eine neu...


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