Die IG Metall steht wegen des Kompromisses zum Bosch-Siemens Hausgerätewerk (BSH) bei den Beschäftigten weiter in der Kritik. Die Stimmung sei »sehr schlecht«, so gestern Hussein Akyurt von der Streikleitung. Viele Kollegen fühlten sich von der Gewerkschaft verraten und planten, auszutreten. Auf Kritik stießen vor allem die geplante Kündigung von 216 der 1016 Mitarbeiter sowie die schlechten Arbeitsbedingungen, die durch den Sparzwang drohten. Zudem seien die Kollegen sicher, dass BSH nach Ablauf der vereinbarten Frist im Juli 2010 ganz dicht machen werde. Die Kollegen meinten, die Gewerkschaftsbosse wollten Siemens nicht weh tun, so Akyurt. Am Sonnabend hatten BSH-Mitarbeiter bei der Großdemonstration des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) skandiert: »Wir wollen streiken«, und Flugblätter verteilt, auf denen sie die Einigung zwischen Konzernleitung und IG Metall als »faulen Kompromiss« bezeichneten.
Auch Matthias Röthig vom Solidaritätskomitee für die BSH-Streikenden berichtet von »Begräbnisstimmung«. Am Freitag habe die Gewerkschaft zu einem Jubelessen eingeladen. Doch die Stimmung sei wie bei einem Leichenschmaus gewesen. Anwesende Politiker wie der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), Gregor Gysi und Diether Dehm (beide Linkspartei) seien durch Rufe »zum Gehen aufgefordert« worden, bestätigte auch Akyurt.
Ob der Streik tatsächlich weitergeht, wird sich Mittwoch zeigen. Heute und morgen seien nur wenige Mitarbeiter für Freischichten eingeteilt, so Akyurt. Erst am Mittwoch werde der volle Betrieb wieder aufgenommen. Ob es dann zu Protesten komme, sei »schwer zu sagen«. Bei der Urabstimmung am Freitag hatten laut Gewerkschaft 35,62 Prozent dem Kompromiss zugestimmt. Es reichen 25 Prozent.
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