Raubmord nach 28 Jahren aufgeklärt
Eine DNA-Analyse führte zum Täter
Vor 28 Jahren wurde ein Mann in seiner Wohnung in Neukölln getötet, vermutlich durch einen Messerstich in den Hals. Der Täter stahl einen Videorekorder und verschwand spurlos. Obwohl es Zeugenhinweise und ein Phantombild gab, fahndete die Polizei vergeblich. Erst jetzt brachten DNA-Spuren, eine Interpol-Datenbank und der Zufall die Fahnder auf die Fährte des mutmaßlichen Mörders. Im September wurde ein dringend verdächtiger 53-jähriger Mann in Tschechien festgenommen und inzwischen nach Deutschland ausgeliefert, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte.
Das Mordopfer war 47 Jahre alt und in den 1980er-Jahren in der Homosexuellen-Szene am Bahnhof Zoo unterwegs. Dort lernte er am 8. Februar 1987 einen jungen Mann kennen, den er nach Zeugenaussagen mit zu sich nach Hause nahm. »Zu diesem Zeitpunkt wurde er das letzte Mal lebend gesehen«, so die Polizei. Kurz darauf wurde er tot in seiner Wohnung gefunden.
Die Polizei sicherte damals verschiedene Spuren. Ein Verdächtiger konnte daraus jedoch nicht ermittelt werden. Durch die Fortschritte in der DNA-Analyse erstellte die Polizei 2003 ein DNA-Profil. Eine Recherche in der DNA-Datenbank blieb jedoch erfolglos.
Das DNA-Profil speicherten die Ermittler allerdings. Erst 2014 meldete Interpol Prag einen Treffer bei einem Serben, der in Tschechien lebte. Ein europäischer Haftbefehl wurde ausgestellt. Die tschechische Polizei nahm den Verdächtigen im September fest. Am 16. Oktober wurde er nach Deutschland ausgeliefert.
Bereits im Jahr 1987 hatte es einen anonymen Hinweis gegeben. Ein Mann erzählte der Polizei am Telefon, dass er ebenfalls nach einem Treffen in der Schwulenszene von einem anderen Mann mit einem Messer in seiner Wohnung angegriffen worden war. Er nannte auch einen Namen des Täters, die Ermittlungen ergaben jedoch nichts. Nun stellte die Polizei fest, dass die Personalien von damals mit denen des jetzt festgenommenen Verdächtigen übereinstimmen.
Die Polizei sucht nun vor allem nach Menschen, die den Verdächtigen schon damals kannten und möglicherweise den Videorekorder von ihm kauften. Besonders der anonyme Hinweisgeber wird als Zeuge gesucht.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.