Als die Lehrer Mobbing förderten

Im Leipziger Erich-Zeigner-Haus e.V. können Schüler Alltagsgeschichte im Dritten Reich selbst rekonstruieren

  • Heidrun Böger, Leipzig
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Mit wachsendem zeitlichen Abstand wird die Vermittlung der Geschichte des Nazireichs schwieriger. In Leipzig suchen Projekte nach neuen Formen, die Lernen mit Aktivitäten verbinden.

Netty Blonski gehört plötzlich nicht mehr dazu. Die anderen aus der Klasse mobben sie, reden nicht mit ihr, zeigen ihr mindestens die kalte Schulter. Und das, obwohl Netty eigentlich recht beliebt ist. Aber die Lehrer verlangen dieses Verhalten von der Klasse, denn Netty ist Jüdin.

Wie vollzog sich seinerzeit die Ausgrenzung von Menschen, die noch kurz zuvor selbstverständlich dazugehörten, im Alltag? Wie kann man sich diese fern und dunkel scheinenden Vorgänge ganz konkret vorstellen? An diesem Tag sind es die Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse an der 56. Mittelschule in Leipzig-Großzschocher, die diese Geschichte hautnah erfahren. Durch Recherchen in verschiedenen Archiven erarbeiten sie direkte Bezüge zur Biografie und zur Verfolgung Netty Blonskis. »Das ist etwas ganz anderes, als abstrakt von den Schikanen, denen jüdische Kinder im 3. Reich ausgesetzt waren, zu lesen und zu hören«, sagt Henry Lewkowitz vom Leipziger Erich...


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