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Wegen Terrorangst: Ströbele plädiert für Verbot lauter Böller

Niederländische Städte verbannen Silvesterknaller

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele fordert ein Verbot besonders lauter Böller, weil sie an Bombenexplosionen erinnern. »Sinnvoll ist ein Verbot von größeren Feuerwerkskörpern mit der drei- bis zehnfachen Knallkraft normaler Böller«, sagte Ströbele dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Viele Menschen seien angesichts der latenten Terrorgefahr in Deutschland und nach den Anschlägen in Paris verunsichert. Extrem laute Silvesterkracher versetzten sie in Schrecken: »Die Leute wissen ja nicht, was das ist, was so fürchterlich bumst.« Außerdem sprach sich Ströbele für die Ausweitung knallfreier Zonen aus.

Kritik kam prompt vom Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI): Der Geschäftsführer des Verbandes, Klaus Gotzen, sagte der »Saarbrücker Zeitung« (Donnerstag): »Die Forderung ist zwar nett, aber schon im Gesetz verankert.« Nach dem deutschen Sprengstoffgesetz und einer EU-Richtlinie sei der maximale Schallpegel von Krachern bereits festgelegt. »Die Böller, die Herr Ströbele meint, sind in Deutschland nicht zugelassen und illegal.«

Zudem gebe es die Regelung, dass an Krankenhäusern oder Kinderheimen kein Feuerwerk gezündet werden dürfe. Kommunen könnten die Knallerei einschränken. Der VPI fordert stattdessen, dass die Politik stärker gegen illegale Feuerwerksartikel vor allem aus Osteuropa vorgeht, weil diese wesentlich lauter und gefährlicher seien.

Niederländische Städte verbannen Silvesterknaller

In den Niederlanden entscheiden sich indes immer mehr Städte in bestimmten Zonen das Knallen an Silvester zu verbieten. Sie reagierten damit auf Zehntausende von Beschwerden und zahlreiche Unfälle im vergangenen Jahr. Trotzdem wurde das Silvester-Feuerwerk erst am Dienstag zum nationalen Kulturerbe erklärt. 56 Kommunen der insgesamt 400 Kommunen in den Niederlanden wollen einer Umfrage zufolge am 31. Dezember Böller-freie Zonen einrichten. Das sind 13 mehr als im vergangenen Jahr. Nach dem vorigen Jahreswechsel hatten sich rund 60 Prozent der Niederländer sogar für ein allgemeines Verbot ausgesprochen.

»Langsam aber sicher verschwindet die Toleranz für Feuerwerk«, sagte eine Sprecherin des Verbandes der niederländischen Kommunen dem »Algemeen Dagblad«. Vor allem um Altersheime, Streichelzoos und auch bei einigen Asylzentren darf in den 56 Kommunen an Silvester nicht mehr geknallt werden. Am weitesten geht die Medienstadt Hilversum: Dort gilt im gesamten Zentrum ein Feuerwerk-Verbot.

Dennoch nahm das nationale Zentrum für Volkskultur die Tradition in das Register für »immaterielles Erbgut« auf. »Die Tradition, dass Bürger Feuerwerk zünden, gibt es bereits seit dem 18. Jahrhundert«, erklärte das Zentrum. Diese Tradition müsse bewahrt, aber auch vor Missbrauch geschützt werden.

Die Niederlande hatten 2014 die Regeln verschärft. Nun darf nur noch zwischen 18 und 2 Uhr geknallt werden. Dadurch war die Zahl der Verletzten nach Angaben von Krankenhäusern um rund 100 zurück gegangen. Beim Jahreswechsel 2014 mussten fast 600 Niederländer in Krankenhäusern behandelt werden.

Auch in Deutschland darf nicht überall geknallt werden. In der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz heißt es: »Das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reet- und Fachwerkhäusern ist verboten.«

37 Prozent der Deutschen lehnten einer dpa-Umfrage zufolge vor einem Jahr die Böllerei ab. Eine Mehrheit von 53 Prozent sah dagegen vor allem die schönen Seiten. Agenturen/nd

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