Witzige Holzschnitte lohnen den Besuch

Arbeiten aus der Kunsthochschule Weißensee

Trotz Unkenrufen und Totsagungen: Linienkunst lebt. Das ist das Fazit der aktuellen Ausstellung von Druckgrafik im Lichtenberger Studio Bildende Kunst. Der Verein der Berliner Grafikfreunde Inventor hat dort zu seinem zehnjährigen Bestehen Nachwuchs versammelt. Zehn Studenten und Absolventen der Weißenseer Kunsthochschule zeigen ausschnitthaft in fast allen druckgrafischen Techniken ihr Können. Gut zu sehen, dass in den Werkstätten im Monbijoupark, wo einst markante Grafiker wie Arno Mohr druckten und lehrten, kein Stillstand herrscht. Keine andere druckgrafische Technik ist als Mittel des Schwarzweißkontrasts wohl besser geeignet als der gute alte Holzschnitt. Sein ruhiges, klar ordnendes, mitunter auch vereinfachend harmonisierendes Wesen steht quer zu unserer rasenden, chaotischen Zeit. Das mag ein Grund sein, weshalb heute seltener ins Holz geschnitten wird. Maik Rauchbach lässt sich von dem vermeintlichen Widerspruch nicht beirren. Vielmehr fordert er ihn in Blättern wie »Zwei schwangere Frauen im Gespräch« oder »Turner« mit Witz und Raffinesse geradezu heraus. Auch mit der kalten Nadel ritzt er auf dem Grat zwischen Figur und Abstraktion. Ganz anders neben ihm Peter Schulz-Leonhardt, der »Die Berliner Konzerte« von Tim Fischer lithographierte. Er präsentiert eine spannende Porträtgeschichte, den erfolgreichen, charismatischen Künstler und dessen Szene. Von Kathrin Schötz und Silke Miche werden Dinge puristisch auf den Punkt gebracht. Kannen, Tischdecken, auch Hausgiebel und Küchenblicke führen ein witziges Eigenleben. Und Sandra Rienäckers Aquatinten zielen auf Geist und Seele Jahrhunderte alter Ruinenarchitektur bei Greifswald, während Susanne Schüffel mit Chaos-Baustelle, Café oder einer originellen Ansicht vom Bodemuseum mit Charme wie mit Wucht uns den Zeitspiegel vorhält. Auch die Kunststücke der Wiebke Jacob, Anne Ullrich von Rocco Hettwer und Konrad Karcher lohnen den Besuch der Schau, in der man zudem auch dieses oder jenes einmalige Präsent fürs nahende Fest erwerben kann. Wer Lust auf mehr aus Weißensee hat, der kann die Galerie M in Marzahn besuchen. Dort sind nämlich Skulptur und Zeichnung der Meisterschüler von Max Görner, Christine Perthen, Hanns Schimansky, Berndt Wilde und Manfred Zoller zu sehen. Im Studio Bildende Kunst, Lichtenberg, John-Sieg-Straße13, bis 7.2., Mo.-Do. 15-20 Uhr; in der Galerie M, M...

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