Bahnwerker wollen Klarheit

  • Anna Ringle und
Gudrun Janicke
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Mitarbeiter im Instandhaltungswerk Eberswalde sind wütend und verlangen von der Deutschen Bahn Klarheit darüber, ob es für den Standort eine Zukunft gibt.

Viele Bahnmitarbeiter haben ihrem Ärger über die offiziell immer noch ausstehende Entscheidung der Deutschen Bahn (DB) zur Zukunft des Instandhaltungswerks in Eberswalde (Barnim) Luft gemacht. Rund 200 Menschen waren am Mittwochnachmittag vor das Werkstor gezogen. Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) war vor Ort und sicherte ihnen die Unterstützung des Landes zu. Die »Märkische Oderzeitung« hatte zuvor berichtet, dass das endgültige Aus des Werks schon feststehe. Ein Bahnsprecher hatte dem widersprochen und betont, die Investorengespräche würden noch laufen.

Woidke sagte nach seinem Besuch in Eberswalde: »Das Land wird alles in seiner Macht stehende tun, um das Werk zu retten.« Er fügte hinzu: »Der Industriestandort Eberswalde muss erhalten bleiben.«

Vor mehr als einem Jahr hatte der DB-Konzern die geplante Schließung des Werks bis Ende 2016 bekanntgegeben. Dort sind derzeit rund 360 Menschen beschäftigt. Als Grund für die Schließungspläne wird der Rückgang der Instandhaltungsleistungen an Güterwaggons genannt. Später doch begonnene Investorengespräche hatten bis Ende Oktober eine Entscheidung bringen sollen.

Die Grünen-Fraktion im Landtag warf der Bahn Versagen vor. Wenn sie das Werk nicht mehr betreiben wolle, müsse sie es verkaufen, hieß es in einem offenen Brief an die Mitarbeiter.

Die Beschäftigten setzten ihre Hoffnung nunmehr auf den 11. Dezember, teilte der Betriebsrat mit. An diesem Tag sei ein Gespräch mit Bahnchef Rüdiger Grube in Berlin geplant. Das Schlimmste sei für viele die Ungewissheit.

Die Hängepartie um das Bahnwerk drückt nach Einschätzung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostbrandenburg auch auf die Stimmung in der Wirtschaft. »Die Angst vor Arbeitslosigkeit lähmt die Bahnwerker, aber auch Eberswalde als industrielles Mittelzentrum«, sagte Hauptgeschäftsführer Gundolf Schülke. »Während am Jahresende sonst die gute Geschäftslage das Wirtschaftsleben beflügelt, herrscht in Eberswalde angespanntes Warten.« Die Stimmung drohe zu kippen.

Der traditionsreiche Metallindustriestandort nördlich von Berlin ist in der Vergangenheit wirtschaftlich stark zur Ader gelassen worden: Tausende Arbeitsplätze sind nach der Wende in den Großbetrieben weggebrochen. Statt großer Unternehmen wie etwa Kranbau und Rohrleitungsbau - sie alle führten den Namen der Stadt in der Firmenbezeichnung - siedelten sich kleine Firmen an. Darunter sind Autozulieferer und Kunststoffverarbeiter. Die Einwohnerzahl der Stadt ist nach 1990 von rund 52 000 auf ungefähr 40 000 gesunken. dpa/nd

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