Er will kämpfen und darf nicht

Manfred Karge inszenierte Bertolt Brechts »Die Gewehre der Frau Carrar« am Berliner Ensemble

  • Stefan Amzoll
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Die Debatte dreht sich um die Frage: Darf man sich, während der Kanonendonner grollt und der Mann auf Seiten der Republikaner gefallen ist, neutral verhalten? Bertolt Brechts »Die Gewehre der Frau Carrar« am Berliner Ensemble.

So ließe sich Brechtscher Inszenierungsstil vorstellen, praktiziert in den 50er Jahren auf der Bühne (und Probebühne) des Berliner Ensembles (BE). Kargheit ist gefragt. An Interieur kaum mehr als der Klangvorrat einer minimal music. Ökonomie in den Gesten, den Gängen, dem Tempo der Bewegungen, des Sprechens, der Satzbehandlung, äußerste Deutlichkeit und Genauigkeit - sprachlich, gestisch. Trotzdem keine bloße Nachahmung. Allein die heutigen politischen Problemlagen verbieten derlei. Sollen »die Gewehre« der Carrar funktionieren, müssen weitere Einfälle als die Brechtschen her.

Manfred Karge, er machte die Bühne und führte Regie, kümmert sich geradezu rührend um das Erbe von Brecht und Eisler. Nicht einfach, weil dasselbe vielfach vor sich hin träumt und die wenigsten es anfassen wollen (glücklicherweise werden es mehr), sondern weil es ein unerhörtes ästhetisches und politisches Potenzial hat. Verfasst in Zeiten heftigster gesells...


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