Tanz gegen die Totenstarre

»Eine heikle Sache, die Seele« von Dimitré Dinev am Theater Rudolstadt

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Der Mörtel ist der Mörder, ein Kübel war das Übel. Nun liegt Bauarbeiter Nikodim im Sarg. Wie hatte sich der Tod genähert? Von oben herab. Der Kübel mit dem Mörtel. Bauarbeiterkumpel Bora hatte noch Mund zu Mund beatmet. Es war kurz nach der Mittagspause. Nikodims Mund roch nach Wurstsemmel. Also sauer - das verdoppelt die Trauer: Nikodim wird nie wiederkommen, und Bora wird nie wieder Wurstsemmel essen. Zwei Gründe zum Weinen.

Nikodim liegt nicht lange im Sarg. Er sitzt bald am Tisch der totenwachenden Freunde. Er kriegt ein Schnapsglas in die kalte Pfote. Er muss mittanzen, das ist gut gegen die Totenstarre. Er wird zum Ruhezentrum inmitten einer immer hysterischer werdenden Runde aus proletarischer Rohheit, süffigster Sentimentalität und hochprozentigem Gedankenspreu von den Gemütsfeldern Südosteuropas. Rumäne, Serbe, Bulgare, Wiener Vorarbeiter - Kumpels mit Klartext: Grüß Gott, du Teufel!

»Eine heikle Sache, die Seele« h...


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