Unterwegs für Mensch und Natur

15 Jahre Naturwacht in Brandenburg

  • Wolfgang Ewert
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Mit der Bildung der Naturwacht vor fünfzehn Jahren wurde in Brandenburg ein Projekt aus der Taufe gehoben, das vielen Widrigkeiten zum Trotz eine Erfolgsgeschichte werden sollte. Anfang vergangener Woche trafen sich die märkischen Ranger in Prebelow zu einer Fachtagung, um Bilanz zu ziehen und gemeinsam mit Partnern und Freunden das Erreichte zu feiern.

»Weniger darf es nicht werden«, kritisierte Beate Blahy, die Vorsitzende des Bundesverbandes Naturwacht, die Folgen schwindender finanzieller Unterstützung für den Personalbestand der Naturwacht. Dieser habe sich bei ständig wachsenden Aufgaben im Laufe der Jahre permanent verringert. 1991 als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für »freigesetzte« Beschäftigte der sich auflösenden ostdeutschen Wirtschaft ins Leben gerufen, startete die Naturwacht mit über 200 Mitarbeitern in vier Großschutzgebieten. Inzwischen gibt es fünfzehn solcher Gebiete, doch die Zahl der Naturwächter halbierte sich. Im kommenden Jahr werden noch 98 Ranger etwa 10 000 Quadratkilometer, rund ein Drittel der Fläche Brandenburgs, betreuen. Weniger werden es nun wirklich nicht, versicherte Brandenburgs Umweltminister Dietmar Woitke. Immerhin gibt es kaum noch offene Angriffe auf die Naturschutzinstitution, wie vor Jahren an der Tagesordnung. Die inzwischen bei der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg angesiedelte märkische Naturwacht genießt nach Ansicht des Ministers bei allen im Landtag vertretenen Parteien hohes Ansehen. Das haben sich die märkischen Ranger allerdings hart erarbeitet. Aus ehemaligen Schlossern, Kranfahrern und Agraringenieuren wurden in je 1000-stündiger Fortbildung staatlich geprüfte Natur- und Landschaftspfleger, die eine professionelle Betreuung der Großschutzgebiete sichern. Die Zeit, als die Beseitigung von Müll und Autowracks oder die Ahndung von Rechtsverstößen die Tagesaufgaben dominierten, ist seit langem vorbei. Heute bestimmen anspruchsvolle Tätigkeiten den Berufsalltag der Ranger, die sich selbst als Mittler zwischen Mensch und Natur verstehen. Mit etwa einem Drittel umfassen daher die Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung einen beachtlichen Teil des Leistungsspektrums. Angebote statt Verbote - Besucher und Touristen in den Schutzgebieten bedienen sich ihrer gern. Geführte Wanderungen, Ausstellungen, Rad- und Kanutouren locken ganzjährig tausende Besucher in die Regionen. Auch zur Freude der örtlichen Wirtschaft. Eine Untersuchung im Naturpark Hoher Fläming brachte im vorigen Jahr Überraschendes an den Tag: Rund 300 000 Besucher sorgen dort jährlich für einen Bruttoumsatz von über sechs Millionen Euro. Einen wichtigen Beitrag leisten die Naturwachtmitarbeiter für die Jugendarbeit in den Regionen. Neben Projekttagen mit Schulen und Arbeitsgruppen an Ganztagsschulen werden inzwischen über 30 Junior-Ranger-Gruppen mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 bis 17 Jahren betreut. Die größeren Nachwuchs-Ranger und die mittlerweile 176 Teilnehmer eines seit 2003 laufenden Freiwilligenprojektes sind auch dabei, wenn es um praktischen Arten- und Biotopschutz oder Landschaftspflege geht. Allein im Hohen Fläming wurden in den letzten Jahren rund 190 000 Lurche durch Amphibienschutzanlagen vor dem Verkehrstod bewahrt. Mit der Übernahme der Aufgaben zur ökologischen Dauerbeobachtung, dem so genannten Monitoring, in den Großschutzgebieten schaffen die Mitarbeiter der Naturwacht die Grundlagen für die Früherkennung von Veränderungen bei Lebensräumen und Arten sowie für erforderliche Schutzmaßnahmen. Sie realisieren damit sehr kostensparend auch Pflichtaufgaben des Landes, so im Falle von NATURA 2000, dem länderübergreifenden Schutzgebietssystem der EU, die Erfüllung der Berichtspflicht gegenüber Brüssel. Von einer einst mit Argwohn betrachteten Institution hat sich die Brandenburgische Naturwacht zu einem gefragten Ansprechpartner für Landnutzer und Fischer, Tourismusverbände und Gemeinden entwickelt. Mit enormem persönlichem Engagement, einer hohen Identifikation mit »ihren« Schutzgebieten und durch kompetente Arbeit haben die märkischen Ranger ihre Naturwacht zu einem Markenzeichen des brandenburgischen Naturschutzes gemacht. »Wenn es die Naturwacht nicht gäbe, man müsste sie erfinden«, so einer ihrer Väter, Prof. Dr. Matthias Freude, der heutige Präsident des brandenburgischen Landesumweltamtes. Und Oliver Hermann vom Tourismusbetrieb Wittenberge wünscht sich für die Zukunft, dass sich ein liebgewonnener Partn...

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