Ende des Aufbruchs

Ein übersehenes Opfer des Kahlschlag-Plenums 1965: der Roman »Sternschnuppenwünsche« von Gerd Bieker

In seinem Politbüro-Bericht zum 11. ZK-Plenum 1965, dem sogenannten Kahlschlag-Plenum, fällte Erich Honecker über mehrere literarische Arbeiten, die »mit unserem sozialistischen Lebensgefühl nichts gemein« haben, ein vernichtendes Urteil. In seiner Aufzählung nennt er Gerd Biekers Roman »Sternschnuppenwünsche« noch vor Werner Bräunigs »Rummelplatz«. Honecker eröffnete mit dieser Rede eine beispiellose Liquidierungs- und Diffamierungskampagne gegenüber allen Künsten in der DDR, die im Grunde eine verdeckte Stellvertreterdiskussion zwischen reformerischen Kräften (um Walter Ulbricht) und konservativen (um Erich Honecker) bildete und Ausdruck des Ringens um eine Modernisierung der DDR darstellte.

Honeckers massiver Angriff auf dem Plenum richtete sich vor allem gegen jüngere Schriftsteller und Filmemacher. Viele von ihnen hatten nach dem Mauerbau 1961 angenommen, dass sie nun - abgegrenzt von äußeren Einflüssen - offen und streitbar Wider...


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