Folge 101: APO

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1966 regierte in der BRD mit Kurt Georg Kiesinger ein CDU-Kanzler, der zuvor als NSDAP-Mitglied den Nazis treu ergeben war. Studenten siezten sich untereinander, Schlips und Kragen waren an den Unis erwünscht und Widerspruch verpönt. Ein Jahr später sah es ganz anders aus: Auf den Straßen wehrte sich die Studentenbewegung gegen den Vietnamkrieg, gegen die Verdrängung des Naziterrors und gegen autoritären Parlamentarismus, in dem während der Regierungszeit der Großen Koalition nahezu keine Opposition vorhanden war. Das gab der Bewegung ihren Namen: Außerparlamentarische Opposition (APO).

Sie setzte nach der Ermordung des Demonstranten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 und spätestens nach dem Attentat auf die Galionsfigur Rudi Dutschke am 11. April 1968 zunehmend auf Militanz. Dem begegnete der Staat flugs mit Notstandsgesetzen. Einige Männer der APO nahmen später eine Entwicklung, für die Daniel Cohn-Bendit und Joschka Fischer exemplarisch stehen: Nachdem diese 68er in der Sponti-Szene aktiv waren und die Partei der Grünen mitgründeten, traten sie ihren Marsch durch die Institutionen an, der in Kriegsbegeisterung mündete. Heute träfe auf viele APO-Opas daher eher ein Begriff wie IPO (Innerparlamentarischer Opportunismus) zu, derweil das abgestürzte Sturmgeschütz des Kapitalismus namens FDP nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag 2013 den linken Terminus der APO nunmehr fälschlicherweise für sich reklamiert. cba

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