Tanzen im Herzschlag der Erde

Noch bis 1996 hat man Kindern der kanadischen First Nations die Identität genommen. Von Geraldine Friedrich

  • Geraldine Friedrich
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Joseph erzählt. Über seine Kindheit bei den Pflegeeltern, die Zeit im Internat, in der von Jesuiten betriebenen «Residential School», wo sie, wie er sagt, nachts in die Zimmer kamen. Über seine Ehe, die Zeit mit dem Alkohol und die Zeit danach. «Wer hier hat Kinder?» Von sieben Anwesenden hebt nur eine die Hand. Wie alt? Fünf. «Wie wäre es, wenn dir morgen jemand sagt, dass dein Kind ab sofort woanders lebt? Das würdest du doch nicht zulassen?» Der 67-Jährige gehört zu der Generation kanadischer Ureinwohner, die per Regierungsbeschluss von ihrer Kultur «geheilt» werden sollten, in dem sie als Kind von ihren Eltern und damit auch von ihrer Sprache getrennt wurden. Die letzte Residential School Kanadas schloss erst 1996.

First Nations, also «Erste Nationen», nicht Indianer («indians»), ist der politisch korrekte Ausdruck für alle Ureinwohner Kanadas. Er beschreibt eindeutig und respektvoll, was Tatsache ist: Dass sie zuerst da waren...


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