Viel Potenzial in Hohenschönhausen
Studenten geben der Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE Anregungen zur Zukunft der Siedlung
45 000 Wohnungen gibt es in der Siedlung Neu-Hohenschönhausen, die 2015 ihren 30. Geburtstag feierte. Allein 23 000 davon gehören der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE. Dort macht man sich Gedanken zur Weiterentwicklung, allein schon wegen des rasanten Zuzugs nach Berlin; vergangenes Jahr kamen 95 000 Menschen hinzu.
»30+30 Neu-Hohenschönhausen« heißt der studentische Wettbewerb, den die Wohnungsbaugesellschaft ausgeschrieben hat. Er soll die Potenziale für die städtebauliche und architektonische Zukunft der Siedlung aufzeigen. Studenten seien ideal für den Einstieg in das Thema, sagt HOWOGE-Chefin Stefanie Frensch anlässlich der Vorstellung der Entwürfe am Montag. »Radikale Ansätze können diskutiert werden.«
Elf Studententeams reichten Entwürfe ein, drei erhielten gleichberechtigte Preise, zwei Anerkennungen. Preisträgerin Daria Savitskaia schlägt in ihrem Entwurf vor, mit zwei neuen Typgebäuden die Flächen zwischen rechtwinklig angeordneten Plattenbauten zu nutzen. Die Entwürfe von Philippa Dierson und Fritjhof Meissner sowie Kristina Maria Szeifert setzen auf die Nutzung von Teilen der überbreiten Flächen der Zingster Straße für neue Bauten. »Die Entwürfe sind innovativ, aber nicht utopisch-innovativ«, freut sich Senatsbaudirektorin Regula Lüscher über die Geerdetheit.
Berlin sei attraktiv gerade wegen des hohen Anteils von Grün- und Freiflächen, sagt Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD). »Der Flächenverbrauch wäre zu hoch, wenn wir in der geringen Dichte wie bisher bauen würden«, sagt er.
Eine weitere Herausforderung sei die »Bodenspekulation, die von realen Werten nicht gedeckt ist«. Allein 2015 sei der Bodenrichtwert um 30 Prozent gestiegen. Um diese zu umgehen und bezahlbaren Wohnraum schaffen zu können, müsse auf bestehende Grundstücke zurückgegriffen werden.
Das Nachverdichtung ein heikles Thema sein kann, zeigte sich bei den Neubauplänen an der Michelangelostraße in Prenzlauer Berg, wo es zu erbitterten Bürgerprotesten kam. Vielleicht gewinne man keine Architekturpreise für die modularen Bauten. Angesichts des Problemdrucks habe Geisel für die »postmaterialistische Diskussion kein Verständnis«. Generell soll aber so gebaut werden, dass man sich in 30 Jahren dafür nicht schämen muss.
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