Multipolare Welt oder imperialistisches Weltsystem? – Gegen die Illusionen einen friedlichen Kapitalismus!

Mit den jüngsten Schlagabtauschen zwischen Israel und dem Iran und dem de facto symbolischen Raketenangriff von Iran auf Israel wurde weiteres Zielfeuer des sich entwickelnden Weltkrieges entzündet.

Die zurückhaltende Reaktion der USA ist weniger ein Ausdruck von „Vernunft“, sondern vielmehr Ausdruck der zunehmenden Schwäche des US-Imperialismus. Während seine Vasallen von der Ukraine bis Israel angesichts ihrer derzeitigen militärischen Schwäche bzw. politischen Isoliertheit gerne den Kriegskonflikt international eskalieren würden und dazu in provokatorischer Weise ein bürgerliches Tabu nach dem anderen brechen (Atomkraftwerke und diplomatische Vertretungen angreifen sowie außerhalb eines Kriegszustandes Mordaktionen gegen führende Militärs anderer Länder durchführen), versucht der US-Imperialismus seine Kräfte auf den Hauptkonflikt mit China zu konzentrieren. Dazu kann er sich einen umfassenden Krieg im Nahen Osten (den die zionistischen Amokläufer offensichtlich billigend in Kauf nehmen) oder gar ein endgültiges Wegbrechen seiner dortigen Verbündeten nicht leisten.

China wiederum, der ökonomisch stärkste und politisch mächtigste Gegenspieler Washingtons, formiert seine imperialistische Front mit weniger Säbelrasseln, aber um so systematischer und effektiver. Während China die stark militärisch aktiven Großmächte wie Russland und den Iran in ökonomische Abhängigkeit gebracht hat, positioniert es sich international als Vertreter einer gerechteren, multipolaren Welt. Dieses ideologische Gesäusel der nationalistischen chinesischen Politik hat eine lange Tradition. Schon in den 1970er Jahren propagierten die Maoisten ihre 3-Welten-Theorie und versuchten die imperialistische Epoche als Epoche bürgerlich-fortschrittlicher Bewegungen hinzustellen. In ihrer Theorie konstruierten sie nicht nur die Dritte Welt als einheitlichen Block, sondern propagierten auch das Bündnis dieser mit einer zweiten Welt (den imperialistischen Staaten Europas!) im Kampf gegen die erste Welt der Supermächte USA und UdSSR. In ihrer Praxis stellten sie sich im Ost-West-Konflikt an die Seite des Westens und nutzten dessen ökonomische Potenz für die eigene Entwicklung. Heute sind sie der Hauptkonkurrent des Westens und Russland befindet sich in seiner ökonomischen Abhängigkeit. Ein Musterbeispiel für die ungleichmäßige ökonomische und politische Entwicklung im Imperialismus, die Lenin in seiner marxistischen Analyse des Imperialismus als Ursache des Weltkrieges definierte.

Fernab jeder marxistischen Analyse wird von den sich fälschlicherweise in die Tradition Lenins stellenden alten Stalinisten und Antiimperialisten heute wieder laut das Hohelied des antikolonialen Kampfes angestimmt. Angesichts des Fehlens der in den 1970er Jahren verblüten wirklichen bürgerlich-revolutionären, antikolonialen Kämpfe projizieren sie ihre historisch überholte Sichtweise jetzt auf angeblich antiimperialistische Staaten eines multipolaren Weltsystem mit China an der Spitze. Reaktionäre und selbst imperialistische Bündnisse wie die „Shanghaier Organisation“ (China, Indien, Russland, Iran...) oder die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika...) werden als Widerpart des US-Imperialismus begrüßt.

Ohne eine Analyse der Klassenverhältnisse und frei von jeglichem Verständnis der kapitalistischen Entwicklung versuchen diese vermeintlichen „Antiimperialisten“ aus den internationalen Kräfteverhältnissen der Staaten eine politische Strategie abzuleiten. Ihre antiproletarische Haltung folgt dabei dem abstrakten Schema der bürgerlichen Ideologie. Schon Lenin hat in seinem Entwurf der Thesen zur nationalen und kolonialen Frage für den Zweiten Weltkongress der Kommunistischen Internationale 1920 die Kritik der bürgerlichen Demokratie an den Anfang seiner Ausführungen gestellt: „Der bürgerlichen Demokratie ist ihrem ganzen Wesen nach eine abstrakte oder formale Fragestellung hinsichtlich der Gleichheit überhaupt, darunter auch hinsichtlich der nationalen Gleichheit eigen. (…) Die Idee der Gleichheit, die selbst eine Widerspiegelung der Verhältnisse der Warenproduktion ist, wird von der Bourgeoisie unter dem Vorwand angeblicher absoluter Gleichheit der menschlichen Persönlichkeiten in ein Werkzeug des Kampfes gegen die Aufhebung der Klassen verwandelt. Der wahre Sinn der Forderung nach Gleichheit liegt aber nur darin, dass die Aufhebung der Klassen gefordert wird.“ (LW 31, S.133) Nach Lenin ist jeder nationale Unabhängigkeitskampf nur nach seiner Funktionalität für den proletarischen Emanzipationskampf zu beurteilen! Und dieser Kampf ist historisch-materialistische bestimmt durch das Entwicklungsstadium des Kapitalismus und die Entwicklung der Klassenkräfte. Während für uns KommunistInnen heute ein weltweites Proletariat einem weltweiten Kapitalismus gegenübersteht und der proletarische Klassenkampf weltweit das Gebot der Stunde ist, gibt es für die bürgerliche Ideologie und ihre stalinistischen Vertreter nur einen einzigen absoluten Wert, die Demokratie, die scheinbar außerhalb und über den geschichtlich bestimmten Epochen schwebt. Gegen die Instrumentalisierung der nationalen revolutionären Bewegungen durch den Maoismus schrieben wir schon 1978, dass es sich bei der nationalen Bewegung für sie „nicht um eine bürgerliche Bewegung (handelt), die das Proletariat unter bestimmten Bedingungen und in bestimmten Perioden unterstützen könnte. Es handelt sich um einen 'Wert'. Und wenn dieser 'Wert' von der Ebene der Beziehungen zwischen den Klassen auf die Ebene der Beziehungen der Nationen gebracht wird, führt er zum Begriff der nationalen Souveränität, unabhängig davon, dass im Kapitalismus jede Nation per Definition eine Nation von Räubern ist, unabhängig davon, ob man sich in der Epoche der nationalen oder der imperialistischen Entwicklung befindet.“ (Kommunistisches Programm, Nr. 18, S.3)

Wir befinden uns heute in der weit entwickelten imperialistischen Epoche am Vorabend eines neuen Weltkrieges und die einzige Waffe dagegen ist die marxistische Theorie und der revolutionäre Defätismus des Proletariats!

Kommunistisches Programm
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25. April 2024 , 19:00 Uhr
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