Widerstand in Recht und Literatur
Widerstand unterhält ein spannungsreiches Verhältnis zum Recht, aber auch zur Literatur. Das Recht hegt Widerstand vielfach ein, ermöglicht ihn aber zugleich durch Grundrechte auf Protest und Gelegenheiten zur Negation. Moderne Verfassungen sehen gar ein Widerstandsrecht der Bevölkerung als letztes Mittel gegen die eigene Regierung vor, so auch das Grundgesetz.
Die Literatur dagegen kann Widerstand historisieren, heroisieren und verurteilen, zu ihm anstiften oder seine Ambivalenz aufzeigen. Vor allem kann sie auch reflektieren, unter welchen Bedingungen Widerstand überhaupt materiell und geistig möglich wird, wann und wie er scheitert und in welchen subtilen Formen er auftritt, ohne überhaupt ins Blickfeld des Rechts zu rücken.
In diesem Gespräch denken ein Schriftsteller und ein Dozent, beide Juristen und Philosophen, gemeinsam darüber nach, inwiefern Recht und Literatur hier und heute Spiegel, Instrumente oder Bremsen des Widerstands sind.
Mesut Bayraktar, geboren 1990 in Wuppertal und Kind türkischer Arbeitsmigranten, hat Jura und Philosophie studiert. Als Schriftsteller schreibt er Romane und Gedichte, Erzählungen, Theaterstücke sowie Essays für diverse Zeitungen und Magazine. Er hat das Kollektiv nous – konfrontative Literatur 2013 mitgegründet und ist dort Redakteur. 2024 erschien sein Erzählband Die Lage. 2025 erschien sein Lyrikdebüt Linke Melancholie.
Tim Wihl hat Politik- und Rechtswissenschaft studiert und zu Aufhebungsrechten promoviert. Er war Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Gastprofessor an der Humboldt-Universität mit Aufenthalten an der Sorbonne und in Princeton sowie Fellow am The New Institute in Hamburg. Derzeit ist er Vertretungsprofessor für Öffentliches Recht und Grundlagen des Rechts an der Universität Erfurt. Von ihm erschien 2024 das Buch Wilde Demokratie. Das Recht auf Protest.
Kosten: 2,00 Euro