Bäuchlings zum Weltmeistertitel

Der 23-jährigen Tina Hermann wird nach ihrer Goldmedaille im Skeleton der Frauen eine lange, erfolgreiche Ära prophezeit

  • Thomas Weitekamp, Igls
  • Lesedauer: 3 Min.
Tina Hermann ist die erste deutsche Skeletonweltmeisterin seit fünf Jahren. Sie dominierte die Saison eindrucksvoll - und steht mit 23 Jahren erst am Anfang.

Der WM-Triumph von Tina Hermann war wenige Minuten alt, da ging es in Igls schon um die Zukunft des deutschen Skeletonsports. »Wir sind auf einem guten Weg in Richtung Olympische Spiele«, sagte Sportdirektor Thomas Schwab lächelnd. Pyeongchang 2018 ist das große Ziel - und dank der neuen Weltmeisterin Hermann sind die Aussichten auf Gold im wichtigsten aller Wettbewerbe plötzlich bestens.

23 Jahre alt ist die Bayerin, sie bestreitet gerade ihre zweite Weltcup-Saison und dominierte schon in diesem Winter eindrucksvoll. Doch geht es nach ihren Förderern, ist die Entwicklung längst nicht abgeschlossen. »Sie ist bei weitem noch nicht ausgereift«, sagt Trainer Dirk Matschenz. Fünf Jahre hatten die deutschen Skeletonis auf einen WM-Titel warten müssen, der personelle Umbruch nach dem Abschied von Athleten wie Marion Thees, Frank Rommel und Anja Huber-Selbach ist noch im vollen Gange. Hermann wird nun zugetraut, die neue Ära zu prägen.

»Wenn man ihren Karriereverlauf beobachtet«, sagt Trainer Matschenz, »dann sieht man: Sie wurde Juniorenweltmeisterin, gewann den Europacup und den Intercontinentalcup. Jetzt gewinnt sie im Weltcup und ist Weltmeisterin. Das ist eine kontinuierliche Steigerung, die kommt nicht von ungefähr.« Hermann arbeite seit Jahren hart, nehme »viele Entbehrungen im normalen Leben« in Kauf. Wer die frühere Skirennläuferin vom Königssee genau beobachtete, bekam einen Eindruck vom Ehrgeiz dieser Sportlerin.

Rund um die ersten Läufe wirkte sie fokussiert, nach der Entscheidung gab es keine Tränen der Rührung. Eher schien es, als habe sich die Freude über den größten Erfolg ihrer Karriere in einigen Jubelschreien entladen, und nun geht es eben weiter, die nächsten Wettkämpfe warten ja schon. Passend dazu sprach Hermann von einigen »Tiefen«, aus denen Trainer Matschenz sie im Laufe des Winters herausgeholt habe - in einer Saison wohlgemerkt, in der die Deutsche bislang vier von sieben Weltcups gewann, zweimal Zweite wurde, sich zur Weltmeisterin krönte und am kommenden Wochenende wohl auch erstmals den Gesamtweltcup holen wird.

Im Moment fällt es da sogar schwer, für die kommenden Jahre große Gegnerinnen zu identifizieren. Die britische Olympiasiegerin Lizzy Yarnold bestreitet momentan keine Wettkämpfe. Ob, wann und wie stark sie zurückkehrt, ist derzeit unklar.

Allerdings, und da gibt man sich im deutschen Verband BSD keinen Illusionen hin, bis Olympia wird viel passieren. »Die Konkurrenz wird sich in den nächsten zwei Jahren noch deutlich verdichten«, sagt Sportdirektor Schwab. Hermann soll sich bis dahin vor allem am Start noch verbessern. Im Sprint auf den ersten Metern seien naturgemäß zwar »irgendwann Grenzen gesetzt«, sagt Matschenz: »Aber da sind wir noch lange nicht angekommen.« SID/nd

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