Abgewählt

Andreas Fritsche über Irritationen in der märkischen Linkspartei

Es gab auch fröhliche Momente auf dem Parteitag der brandenburgischen Sozialisten am Wochenende in Templin. Beispielsweise als Annemarie Kersten, mit 80 Jahren als älteste Delegierte ausgemacht, eine Flasche Rotkäppchensekt geschenkt bekam. Sie reagierte vergnügt: »Ich bin seit 1956 in der Partei, aber ich bin noch nie gewürdigt worden.«

Leider bleibt nicht dieser Eindruck zurück. In Erinnerung bleiben stattdessen das lediglich mittelprächtige Wahlergebnis des Landesvorsitzenden Christian Görke und die unerwartete Demontage seiner Landesgeschäftsführerin Andrea Johlige. Durchaus treffend deshalb die Hänselei von CDU-Landesvize Gordon Hoffmann, Finanzminister Görke kehre als schwacher Mann ins Kabinett von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zurück.

Denn dort weiter gegen den Koalitionspartner aufzutrumpfen, wird erst einmal nicht ganz einfach sein. Das gesunde Selbstvertrauen Görkes wird den erlittenen psychologischen Schaden allerdings in Grenzen halten. Er ist nicht der Typ, sich lange öffentlich mit Selbstzweifeln zu quälen.

Ein schwerer Schlag ist Johliges Niederlage. Dass sie keinen leichten Stand hat, war lange bekannt. Sie wurde nun aber ohne Vorwarnung abgesägt. Ein Bündel von Ursachen wird genannt: Dass sie als überlastet durch ihre anerkannte Arbeit als flüchtlingspolitische Sprecherin der Fraktion angesehen wird. Dass ihre Landtagskandidatur 2014 damit begründet wurde, die Partei spare Geld, wenn sie nur ehrenamtlich Landesgeschäftsführerin sei, dass dann aber doch eine hauptamtliche Geschäftsstellenleiterin installiert wurde.

Hoffnung auf bessere Zeiten macht da eher der neue alte Landeswahlkampfleiter Thomas Nord. Aber auch er kann keine Wunder vollbringen.

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