Akustische Isolationsfolter
Mit dem Kapitalismus ist es wie mit der deutschen Filmindustrie: Er muss sich fortwährend Neues einfallen lassen, um den Müll loszuschlagen, den er permanent erzeugt. Neulich z. B. fand in der aus »300 Shops« bestehenden »Mall of Berlin«, einer mitten in der Hauptstadt legal errichteten riesenhaften Designermülldeponie, ein »Event Silent Music Shopping« statt: »Täglich zwischen 12 und 21 Uhr«, so hieß es, könne man dort seiner Bestimmung nachgehen und einkaufen, bis der Dispo quietscht und die Hände blutig sind. Das Beste ist: »Die Besucher erhalten einen Funk-Kopfhörer und können Musik (…) über die Kopfhörer empfangen - und sich dabei in der Mall of Berlin frei bewegen und auch shoppen.« Aus dem Marketing-Deutschen übersetzt: Wem die Zurichtung zum Konsumtrottel nicht reicht, kann die Armseligkeit seines Tuns intensivieren, indem er sich akustischer Isolationsfolter unterzieht. Zweifelsohne ist die Formulierung »frei bewegen« hier sehr gut gewählt. tbl
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