US-Kriegsmarine tauft autonom fahrendes Kriegsschiff

Roboterschiff soll ohne Besatzung U-Boote über Monate verfolgen können / Baustein der Pentagon-Strategie der Kriegsführung ohne Soldaten

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.
Das technische Prinzip ähnelt dem des Google Car: Die US-Navy testet zwei Jahre lang ein völlig autonom fahrendes Kriegsschiff. Bisher soll es U-Boote nur beschatten - aber das Schiff kann auch Waffen tragen.

Die US Navy hat in Portland ein autonom fahrendes Kriegsschiff getauft, berichtet »Reuters« Das mit dem Namen »Sea Hunter« versehene Schiff soll völlig autonom als U-Boot-Jäger eingesetzt werden. Der Prototyp ist 40 Meter lang und soll über Monate über Ozeane kreuzen können – ohne menschliche Besatzung und ohne jede Fernsteuerung. Die US-Marine betont dabei vor allem den Kostenfaktor – die Verfolgung von U-Booten durch autonome Schiffe sei billiger, als dies durch bemannte Kriegsschiffe zu tun. Aber vor allem technologisch ist es ein Wendepunkt, wie auch der stellvertretende US-Verteidigungsminister Robert Work betont: »Zum ersten Mal überhaupt haben wir ein vollständig robotisiertes, ozeantaugliches Schiff.« Das US-Militär will solche Schiffe in weniger als fünf Jahren vor allem im Pazifik einsetzen.

Das Pentagon arbeitet schon länger an Techniken und Strategien gegen U-Boote – vor allem wegen der Fortschritte Chinas, aber auch Russlands, in diesem Bereich. Vor allem im Pazifik sehen US-Militärstrategien die bisherige Übermacht der US-Marine bedroht, die vor allem auf Flugzeugträgern beruht – vor allem China investiert stark in seine U-Boot-Flotte.

Das bisher unbewaffnete Schiff soll in den nächsten zwei Jahren getestet werden, zunächst darauf, ob es autonom den internationalen Normen der Seeschifffahrt folgen kann. Es kostet rund 20 Millionen US-Dollar, ein Operationstag auf See schlägt laut Experten mit 15.000 bis 20.000 US-Dollar zu Buche – ein Bruchteil dessen, was beispielsweise ein Flugzeugträger auf See kostet.

Während der Taufzeremonie erwägte Work aber auch die Möglichkeit, das Schiff eines Tages zu bewaffnen – die Entscheidung über den Einsatz tödlicher Gewalt würde dabei immer beim Menschen verbleiben. »Es gibt keinen Grund, vor so einem Schiff Angst zu haben«, sagte er. Dabei sind die Zweifel und Sorgen bei Experten und Aktivisten groß, dass bewaffnete autonome Systeme, wie auch Drohnen, Menschen oder Systeme als Bedrohung identifizieren – und ohne menschlichen Befehl angreifen.

Das »Sea Hunter«-Konzept fügt sich dabei als Teil einer umfassenden Strategie des Pentagons, autonome Systeme wie unbemannte Drohnen zu Land, in der Luft und auf See einzusetzen und damit einen Teil der konventionellen Streitkräfte zu ersetzen.

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