Urlaub bleibt »selbstverständliches Konsumgut«
LEIF-Institut stellte wie jährlich im November das Reisebarometer 2007 für Ostdeutschland vor
2006 Jahr haben 70 Prozent der Bevölkerung (8,81 Millionen) eine Urlaubsreise mit fünf und mehr Übernachtungen unternommen, 50 000 mehr als 2005. Damit sank erstmals seit fünf Jahren die Reiseintensität nicht. Allerdings zeigt sie sich in den fünf Neuen Bundesländern und Ost-Berlin sehr unterschiedlich.
Absoluter Gewinner in diesem Jahr waren die Ostberliner, 76 Prozent fuhren mindestens einmal in den Urlaub, eine Steigerung um neun Punkte. 68 Prozent der Bewohner von Sachsen-Anhalt verreisten (+5). Von den Brandenburgern hingegen packten 2006 67 Prozent (-4) ihre Koffer, gleiches trifft auf die Thüringer (von 71 auf 66) und die Einwohner von Mecklenburg-Vorpommern (von 66 auf 62) zu. Jeder Dritte gönnte sich mindestens zwei Urlaubsreisen.
Durchschnittlich 826 Euro gab jeder in diesem Jahr für die schönsten Tage des Jahres aus, 37 Euro weniger als 2005. Das ist der geringste Betrag seit 2001. Mit Durchschnittlich 1012 Euro pro Person war die Altersgruppe 66plus am spendabelsten zu sich selbst, am wenigsten die 16- bis 49-Jährigen, mit 749 Euro. Am reisefreudigsten ist die Altersgruppe der 60- bis 65-Jährigen mit 78 Prozent, gefolgt von den 50- bis 59-Jährigen mit 71 Prozent.
Reiseland Nummer 1 war auch 2006 wieder Deutschland. 27 Prozent verbrachten ihren Haupturlaub im eigenen Land, drei Prozent mehr als vor einem Jahr. Fast jeden Zweiten zog es an die Ost-Ostsee, zulegen konnten die Nordsee, Sachsen, Bayern, auch Brandenburg und Thüringen. Dennoch verbringen die meisten Ostdeutschen (44 Prozent) nach wie vor ihren Urlaub am liebsten im Ausland. Allerdings verringerte sich der Anteil derjenigen, die ins Ausland reisten, in diesem Jahr beträchtlich um drei Prozent. Bevorzugte Auslandsziele waren wiederum Spanien, Österreich, Italien oder Türkei. Zulegen konnten u.a. Tschechien, Ungarn, Polen, die Schweiz und Schweden.
Wie Dr. Harald Schmidt sagte, machen die Ostdeutschen trotz weniger Netto in der Geldbörse keine Abstriche in punkto Qualität. Bei ihrer Reiseentscheidung spiele der Preis sehr wohl eine wichtige Rolle, die Qualität am Urlaubsort sei ihnen aber bedeutend wichtiger.
Nach wie vor bleibt das Hotel bevorzugte Beherbergungsform (44 Prozent), nur knapp halb so viele bevorzugen ein Ferienhaus und wiederum die Hälfte Pension oder Gasthaus. Wenn auch der eigene Wagen bei knapp der Hälfte das Transportmittel der Wahl bleibt, so sei es »geradezug revolutionär, wie die Ostdeutschen den Billigflieger als preisgünstiges Reisemittel annehmen«, so Schmidt. Mehr als 540 000 hoben 2006 mit ihm in den Urlaub ab, 92 000 mehr als 2005.
Auch die Trends für 2007 wurden erfragt. 70 Prozent gaben an, mindestens eine Urlaubsreise von fünf und mehr Tagen Aufenthalt unternehmen zu wollen, doch jeder Dritte davon will sich erst kurzfristig entscheiden. Dabei ist die Mehrheit (87 Prozent) davon überzeugt, dass der Urlaub im kommenden Jahr teurer wird, und sie sind bereit, für Qualität auch mehr auszugeben, durchschnittlich 942 Euro (+116 Euro zu 2006). Für jeden fünften Ostdeutschen ist das allerdings kein Thema, über das er nachdenken muss oder darf, weiß er doch schon jetzt, dass er sich 2007 keinen Urlaub leisten kann - entweder aus finanziellen oder zeitlichen Gründen.
Das LEIF-Institut führte für das Reisebaromter 2007 Anfang Oktober persönliche Interviews mit 1201 Personen ab 16 Jahren in den so genannten Neuen Bundesländern und (Ost)-Berlin. Seit 1991 liefert es jedes Jahr erste Trendaussagen in Deutschland zum Thema Reisen.
Weitere Infos unter: www.gruppeleif.de
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.