Wenigstens das Bestmögliche

MEINE SICHT

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Turnhalle ist der denkbar schlechteste Ort, um dort mehrere Monate zu leben. Noch dazu, wenn man sie sich mit 100 bis 200 weiteren Menschen teilen muss. An Schlaf ist kaum zu denken, zum einen wegen des Geräuschpegels von zur Toilette schlurfenden oder schnarchenden Menschen oder weinenden Babys. Zum anderen wegen der fehlenden Privatsphäre, und zum Dritten wegen der meist unzureichend zur Verfügung stehenden Gemeingütern wie Steckdosen, Toiletten, Duschen.

Trotzdem können Turnhallen besser oder schlechter ausgestattet sein. Sichtschutzwände können zumindest ein wenig Privatsphäre gewährleisten, abgetrennte Bereiche für Familien Frauen schützen. Sozialarbeiter mit Sprachkenntnissen erleichtern die Verständigung und Heimleiter mit Kenntnissen des Asylrechts und der vertraglichen Regelungen für Flüchtlingsunterkünfte können ihre Spielräume besser ausnutzen. Mit den Bewohnern über ihre Sorgen und Wünsche sprechen, macht mindestens die Atmosphäre angenehmer.

Das Leben in einer Turnhalle darf kein Dauerzustand sein, keine Frage. Dem ein Ende bereiten kann nur der Senat, der aber - wie der aktuelle Fall der Hostelschließungen zeigt - das Verwaltungschaos in der Flüchtlingsfrage noch immer nicht im Griff hat.

So müssen die Betreiber ihre Spielräume nutzen, um den Aufenthalt in den Turnhallen so erträglich wie möglich zu gestalten. Wie sie Flüchtlingsunterkünfte führen, kann einen erheblichen Unterschied für die Bewohner bedeuten. Doch einige Betreiber sehen in der Flüchtlingsunterbringung keine menschliche Tat, sondern ein Geschäft. Auch hier ist wieder der Senat gefragt: Wer willentlich einen schlechten Job macht, muss letztlich fliegen.

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