Der Hass hört nicht auf

Vor der Berufungsverhandlung im Antisemistismus-Skandal erlebt der jüdische TuS Makkabi Berlin die nächsten Anfeindungen

Angenehm ist Ronald Popp dieser Anruf von ND nicht: »Dass TuS Makkabi ständig in den Schlagzeilen steht, halte ich nicht für hilfreich. Uns geht es nicht um Religion, nicht um Politik, sondern um Fußball«, sagt der Trainer der A-Junioren des jüdischen Berliner Sportvereins TuS Makkabi. »Aber was hilft's, Stillschweigen wollen wir auch nicht.« Deswegen hat Ronald Popps Verein in dieser Woche den Berliner Fußball-Verband (BFV) informiert, wie es den Makkabi-Junioren am vergangenen Sonntag im Punktspiel beim TSV Helgoland in Berlin-Tempelhof ergangen ist: Schlecht, trotz eines 4:1-Sieges. »Ein Helgoland-Spieler, der nicht eingesetzt wurde, hat unsere Jungs während des Spiels beleidigt und bedroht. Den Schiedsrichter auch. Fast schon normal, aber außergewöhnlich ist, dass nach dem Spiel zwei Spieler verfolgt und massiv bedroht wurden«, klagt Popp. In dem Makkabi-Bericht an den BFV heißt es, nach dem Spiel sei jener zu Helgolands Mannschaft gehörige arabische junge Mann dem muslimischen Makkabi-Spieler Abdul B. mit zwei Begleitern zum U-Bahnhof Alt-Mariendorf gefolgt und habe ihn dort bedroht mit den Worten: »Verräter, warum spielst Du für die Juden?« Kurz darauf habe derselbe Mann auch den Spieler Wolfgang L. an der nahe gelegenen Bushaltestelle bedrängt, beschimpft, bespuckt und schließlich versucht, ihn zu schlagen. Nur das Einschreiten des eintreffenden Busfahrers habe Schlimmeres verhindert. Ein neuer Fall Makkabi steht also beim Berliner Fußball-Verband an, noch bevor am Montag vor dem Verbandsgericht erneut jener landesweit bekannt gewordene Fall verhandelt wird, bei dem Makkabis zweite Herrenmannschaft bei einem Kreisligaspiel in Altglienicke so lange von rechtsradikalen Fans beschimpft wurde, bis die Makkabi-Spieler selbst das Spiel abbrachen, nicht etwa der auf diesem Ohr scheinbar taube Schiedsrichter. Nach dem Spruch des BFV-Sportgerichtes sollte Schiedsrichter Klaus Brüning (Borussia Pankow) »dauerhaft« gesperrt werden, die Heimmannschaft VSG Altglienicke II ein »Seminar gegen Rassismus« belegen und zwei Spiele ohne Zuschauer austragen. Makkabi sollte sich an Verfahrenskosten beteiligen. Alle Parteien gingen in Berufung. Makkabis Vereinsvorsitzender Tuvia Schlesinger findet die »Entwicklungen der letzten Wochen und Monate in keiner Weise mehr akzeptabel«, wie er dem Berliner Verband nun in einem Schreiben mitteilte. Der Verband will den jüngsten Vorfällen nachgehen. BFV-Präsident Bernd Schultz: »Seit Freitag liegt mir das Schreiben von Makkabi vor. Nach dem ersten Anschein hat diesmal zumindest der Schiedsrichter richtig gehandelt. Wir werden die Sache genau prüfen.« Immerhin hatte der BFV vergangenen Sonntag einen Beobachter dabei, Probleme waren erwartet worden. »Es wird einfach alles immer aggressiver«, klagt Junioren-Trainer Popp. Zumeist seien die Anfeindungen nicht antisemitisch, sondern einfach hasserfüllt: »Ein Grundproblem.« Sein A-Junioren-Team ist die erste Nachwuchsmannschaft Makkabis: Fünf jüdische, 15 christliche und drei muslimische Spieler. »Eine gute Mischung«, glaubt Popp. Aller Anfang ist schwer. Am Wochenende tritt seine Mannschaft bei Normannia 08 an. Auch do...

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